Bedroht und attackiert: Linken-Kandidat Leon Walter steht im Wahlkampf gegen die AfD unter Druck

Mehr Emotionen, weniger Inhalte – so verlaufen die Wahlkämpfe der letzten Jahre zunehmend, sagen Expert:innen. Auch der Kampf um die Landtagswahlen im Freistaat Thüringen folgt diesem Muster. Der Linke-Kandidat Leon Walter wird sogar von Rechtsextremen bedroht und attackiert.

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© Craig Stennett @Getty Images
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Laut dem Politbarometer des ZDF käme die AfD, ähnlich wie bei den Wahlen in Sachsen, zur Zeit auf 30 Prozent der Stimmen und wäre damit mit Abstand die stärkste Partei. Es folgen die CDU auf Platz zwei, das Bündnis Sara Wagenknecht, das zum ersten Mal antritt, auf Platz drei und die Linke mit 14 Prozent auf Platz vier.

Auf Koalitionen mit der AfD dürfe man sich auf gar keinen Fall einlassen, hatte der CDUler Armin Laschet bereits im Februar gewarnt.

"Ohne Pfefferspray gehe ich nicht aus dem Haus"

Für den 22-jährigen Leon Walter, Kandidat für die Linke, hat sich der Wahlkampf geändert, seit der Chef der Thüringen-AfD Björn Höcke entschlossen hat, nicht im westlichen Eichsfeld, seiner Heimat, zu kandidieren, sondern im östlichen Greiz, wo er sich mehr Direktstimmen erhofft, wie die Frankfurter Rundschau berichtete.

Höckes großer Einfluss wird nicht nur durch das Wahlplakat im Querformat verkörpert, während alle anderen Plakate brav im Hochformat die Laternenpfosten schmücken. Seit Höckes Anwesenheit in Greiz hat die rechtsextreme Stimmung große Wellen geschlagen, die sogar in einem Übergriff auf Walter und Parteigenossen endete. Die Frankfurter Rundschau zitierte Walter:

Wir waren auf dem Weg von einem Demokratiefest zurück ins Parteibüro. Da stand dann an der Straße so ein Mob von ungefähr fünfzehn Personen. Die haben gebrüllt: Leon, wir kriegen dich. Einem Genossen, der dazwischen gegangen ist, haben die gesagt: ‚Dir wollen wir eigentlich nichts tun.‘ Denn die sind hinter mir her.

Seitdem hängt Walter die Wahlplakate nicht mehr allein auf und hat stets Pfefferspray dabei. Wohl auch, um seine Eltern und Freund:innen zu beruhigen, die sich Sorgen um den 22-Jährigen machen. "Kneifen" will dieser aber nicht.

Trotz Bedrohungen optimistisch

Die Polizei hat in diesem Fall Schlimmeres verhindert und die rechtsextremen Pöbler weitergeleitet, wie Walter in einem Interview mit Jacobin schilderte. Doch die Attacken gingen weiter:

Aber am nächsten Tag hatte ich auf mehreren Wahlplakaten Sticker mit der Aufschrift »I love NS«. Im ganzen Stadtgebiet sind dann Sticker mit einem Reichsadler aufgetaucht, auf denen stand »Deutsches Reichsgebiet«.

Trotz all der Spannungen und Bedrohungen sieht der junge Politiker mit dem Lockenkopf aber positiv in die Zukunft:

Man muss diesen Grundoptimismus haben, dass man mit einer linken Politik positive Veränderungen bewirken kann, selbst wenn die gesellschaftlichen Verhältnisse mehr als schwierig sind. Es muss darum gehen, nicht aus dem Frust Hass, sondern Solidarität zu machen.

Gemeinsamer Widerstand gegen die AfD

Doch Walter kämpft nicht allein. Jens-Christian Wagner, der Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, hat sich kürzlich in einem Rundschreiben an etwa 300.000 Thüringer:innen über 65 Jahren deutlich gegen die AfD ausgesprochen – aber auch er erhielt daraufhin Drohungen.

Außerdem ist eine Großdemo mehrerer Bündnisse als Zeichen gegen Rechts in Erfurt geplant. Laut Politbarometer sind 59 Prozent der Thüringer:innen gegen eine Regierungsbeteiligung der AfD.

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Verwendete Quellen:

ZDF: Eine Woche vor der Landtagswahl: Steht Thüringen auf der Kippe?

Frankfurter Rundschau: Höcke-Gegner vor Thüringen-Wahl von Rechtsextremen attackiert: „Will nicht kneifen“

Jacobin: »Mein Ziel ist es, aus Greiz Graz zu machen«

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