Bedenken im Fall Rebecca Reusch: E-Mail-Korrespondenz mit zuständigen Ermittlern enthüllt

Seit mehr als fünf Jahren wird Rebecca Reusch aus Berlin nun schon vermisst. Während die Ermittlungen bisher kaum Anhaltspunkte zum Verschwinden der damals 15-jährigen geliefert haben, tauchen nun E-Mails auf, die einen bösen Verdacht in Bezug auf die polizeilichen Untersuchungen nahelegen.

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© Jack Berman@Getty Images
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DIE SCHRECKLICHSTEN VERBRECHEN DEUTSCHLANDS

Immer wieder machen in Deutschland Vermisstenfälle Schlagzeilen, die die Menschen im ganzen Land bewegen. Zuletzt hat etwa die Suche nach der neunjährigen Valeriia für Aufregung gesorgt - mittlerweile gibt es jedoch traurige Gewissheit über das Schicksal der Grundschülerin aus Sachsen.

Weit mehr Aufsehen hat jedoch der Fall der im Februar 2019 verschwundenen Rebecca Reusch deutschlandweit erregt. Dieser bewegt die Menschen auch heute noch - mehr als fünf ganze Jahre nach ihrem Verschwinden. In den Fokus der Ermittlungen rückte zunächst der Schwager des Mädchens, Florian R., nachdem Rebecca zuletzt bei ihm und ihrer Schwester zu Besuch war. Für den heute 31-jährigen gilt jedoch weiterhin die Unschuldsvermutung. Weitere Anhaltspunkte - etwa eine Zeugenaussage, bei der ein Gullydeckel eine entscheidende Rolle spielte - führten jedoch bislang kaum zu neuen Erkenntnissen.

Bezüglich der Ermittlungen - oder besser gesagt: Der Vorgehensweise der Ermittler:innen - sind nun jedoch brisante Informationen ans Licht gekommen. Ein Polizei-Insider, der selbst nicht an dem Fall mitarbeitet, hat eine mysteriöse Beobachtung gemacht und dazu nun einen E-Mail-Verlauf mit den zuständigen Behörden öffentlich gemacht. Davon berichten der Münchener Merkur, das Magazin Tag24 sowie Focus Online.

Polizist äußert Bedenken an Ermittlungen

Der Insider äußert somit etwa den Verdacht, dass die für den Fall zuständigen Behörden bei der Ermittlungsarbeit nachlässig gewesen sein sollen. So sei es für ihn "irritierend", dass wichtige Daten von Google, die den Fall weiter hätten voran bringen können, erst sehr spät angefordert und bereitgestellt wurden. Konkret gehe es dabei um Standortdaten und Suchanfragen von Rebecca selbst sowie auch ihrem Schwager. Diese Daten hätten also schnellstmöglich gesichtet werden müssen.

Tatsächlich habe man vonseiten der zuständigen Ermittler:innen aber erst im Herbst 2020 - also eine gute Zeit nach Rebeccas Verschwinden - eine Anfrage an Google gestellt. So lange hätte man nicht warten sollen, findet der Insider. Als Reaktion darauf schrieb der selbsternannte "Polizist aus Überzeugung" im Frühjahr 2021 eine E-Mail an die Berliner Polizei, um den Ermittler:innen seine Bedenken mitzuteilen. Zur Antwort bekam er mitgeteilt, dass die angeforderten Daten noch nicht zur Verfügung gestellt wurden - einen Monat später wurde dann jedoch öffentlich gemacht, dass man die Daten habe.

Verdacht in Bezug auf angeforderte Daten

Für den Polizei-Insider ergibt sich daraus der böse Verdacht, dass seine kommunizierten Bedenken erst den Anstoß dafür gegeben haben, dass bei Google überhaupt nach den Daten gefragt wurde. Denn auch die Bereitstellung der Daten von Google gehe normalerweise deutlich schneller vonstatten. Weitere zwei Jahre - bis 2023 - hat es danach gedauert, bis die Daten ausgewertet waren. "Das sind alles erschreckende Zeiträume", bemerkt der Insider, der anonym bleiben will. "Ich frage mich, was die Kollegen da gemacht haben."

Solche Informationen müssen deutlich schneller beschafft werden, da sie Details liefern könnten, die für den weiteren Verlauf der Ermittlungen entscheidend sind, so der Beamte weiter. "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie die Daten wirklich direkt nach dem Verschwinden angefordert haben." Sollte sein Verdacht wirklich der Wahrheit entsprechen, könnte das fatale Folgen haben. Es bleibt abzuwarten, ob in Zukunft doch noch Hinweise auf Rebeccas Verbleib auftauchen.

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Verwendete Quellen:

Merkur: "Brisante Mails im Fall Rebecca aufgetaucht: Polizei-Insider erhebt schwere Vorwürfe gegen Ermittlungen"

Tag24: "Seit Jahren vermisste Rebecca Reusch: Haben Berliner Behörden geschlampt?"

Focus Online: "Es geht um Google-StandortdatenBrisante Polizei-Mails im Fall Rebecca aufgetaucht: Beamter hegt bösen Verdacht"

Rebecca Reusch: Seit fünf Jahren spurlos verschwunden – Schwager nach wie vor verdächtigt Rebecca Reusch: Seit fünf Jahren spurlos verschwunden – Schwager nach wie vor verdächtigt