Seit Jahrzehnten prägt Bill Gates das Bild eines zwar altmodischen, aber doch sehr angenehmen Philanthropen von sich. Er wirkt stets sympathisch und durchaus nicht berdohlich.
Im Gegensatz zu Elon Musk von Tesla und Jack Dorsey von Twitter. Der Microsoft-Gründer bestärkt diesen Eindruck, indem er die Hälfte seines Vermögens über Giving Pledge spendet.
Über die Bill & Melinda Gates Foundation unterstützt er in großem Stil die Gesundheitsversorgung und den Klimaschutz. Doch die jüngsten Informationen sind wenig glanzvoll.
Recherchen der New York Times und des Wall Street Journalsinfolge seiner Scheidung von Melinda ergeben, dass sein Arbeitsplatz für Gates wie ein Aufreisserschuppen ist.
Dort macht er sich an seine Mitarbeiterinnen ran. Mehrere Mitarbeiter sprechen gegenüber der Times über sein "unangemessenes" und "fragwürdiges" Verhalten am Arbeitsplatz.
Zu "dominanten" Frauen kann er demnach auch gerne mal "herablassend" werden. Dabei macht sich seine Stiftung vermehrt für die Emanzipation von Frauen stark.
"Ein unangenehmer Arbeitsplatz"
Dass Gates den Arbeitsplatz wie sein eigenes Jagdgebiet versteht, scheint einleuchtend, wenn man bedenkt, wie er und seine Frau sich kennengelernt haben.
Der Microsoft-Gründer trifft seine Frau, Melinda French, 1987, nachdem sie einen Job in der Marketingabteilung seines Unternehmens angenommen hat.
Sie treffen sich erstmals im Rahmen eines Geschäftsessens und Bill ist sofort hin und weg. Er nutzt die Beziehungen seiner Mutter zur Universität von Duke (wo Melinda studiert hat).
So erfährt er mehr über ihre Vergangenheit. Nachdem sie ihn mehrmals abblitzen lässt, gehen sie schließlich miteinander aus. 1996, zwei Jahre nach ihrer Hochzeit, verlässt sie das Unternehmen.
Sie widmet sich voll und ganz der Familie. Trotz des unausgeglichenen Verhältnisses, gelten sie jahrelang als hübsches Paar, mit schöner Kennenlern-Geschichte.
Doch das ist jetzt vorbei. Wie das Wall Street Journal berichtet, leitet der Verwaltungsrat von Microsoft bereits 2019 Untersuchungen gegen Bill Gates ein.
Ihm wird vorgeworfen, seit 2000 eine Affäre mit einer Mitarbeiterin des Unternehmens zu haben. Anonyme Quellen erklären, dass die Frau als Ingenieurin für das Unternehmen gearbeitet habe.
In einem Brief soll sie die jahrelange Affäre mit dem CEO gestanden haben. Microsoft bestätigt kürzlich die Existenz dieses Briefes. Das Unternehmen erklärt, dass es die Affäre gegeben hat:
Microsoft hat sich in der zweiten Hälfte von 2019 mit der Tatsache beschäftigt, dass Bill Gates 2000 eine intime Beziehung zu einer Mitarbeiterin des Unternehmens eingegangen ist. Ein Ausschuss des Verwaltungsrates hat die Angelegenheit mithilfe einer externen Anwaltsfirma weitreichend untersucht. Während der Nachforschungen hat Microsoft die Mitarbeiterin, die auf das Problem aufmerksam gemacht hat, in besonderem Maße unterstützt.
Ein Vertreter von Bill Gates weist gegenüber dem Wall Street Journal den Vorwurf zurück, er sei aufgrund der Untersuchungen im Jahr 2020 aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten:
Vor 20 Jahren gab es eine Affäre, die freundschaftlich geendet ist. Er hat schon einige Jahre zuvor sein Interesse geäußert, sich mehr seiner philanthropischen Arbeit zu widmen.
Peinliche Angebote
Allerdings ist es all die Jahre wohl nicht nur bei dieser einen Affäre geblieben, wie ein Bericht er New York Times vermuten lässt. Darin gestehen mehrere anonyme Quellen, dass Bill Gates immer wieder seine Mitarbeiterinnen angegraben habe.
Die Mitarbeiter sprechen von zwei Situationen, in denen der Geschäftsführer Frauen des Unternehmens unmissverständliche Angebote gemacht habe.
Sechs aktuelle und ehemalige Mitarbeiter erklären, dass es sich dabei zwar lediglich um Anmachen gehandelt, diese aber zu einer unangenehmen Arbeitsatmosphäre geführt habe.
Eine dieser Situationen soll sich 2006 zugetragen haben. Demnach hat Gates einer Microsoft-Mitarbeiterin nach einer Präsentation eine Einladung zum Abendessen geschickt. Der Times zufolge soll er geschrieben haben:
Wenn dir das unangenehm ist, tu so als wäre nichts gewesen.
Einige Jahre später wirft Bill Gates dann während einer Geschäftsreise für die Fondation Gates ein Auge auf seine Mitreisende. Die Frau berichtet, dass sie gelacht, sich dabei aber sehr unwohl gefühlt habe.
Es ist schwer zu sagen, in welchem Maße das Verhalten von Bill Gates zu einer Normalisierung sexuellen Fehlverhaltens bei Microsoft geführt hat.
Doch bereits 2019 gestehen mehrere Frauen gegenüber dem Magazin Quartz, dass sie in dem Unternehmen Opfer sexueller Belästigung geworden sind.
Die Berichte gingen damals in mehreren Mails an den CEO, Satya Nadella, und den Chief Legal Officer, Brad Smith. Darin ist die Rede von sexistischen Späßen auf Geschäftsreisen.
Auch von einer Frau, die gebeten wurde, sich während eines Meetings auf den Schoß eines Kollegen zu setzen, wird berichtet. Ein Mitarbeiter schreibt in den E-Mails, wie Quartz bestätigt:
Dieser Faden ermöglicht es, die Kruste von einer fauligen Wunde abzuziehen. Die kollektive Wut und Frustration sind spürbar. Jetzt ist die Öffentlichkeit aufmerksam geworden. Und wissen Sie was? Das finde ich gut.
Jeffrey Epstein, der Trennungsgrund?
Anfang Mai ist im The Journal zu lesen, dass sich Melinda Gates bereits 2019 nach einem Streit trennen will, weil ihr Ehemann plant, den in Verruf geratenen Jeffrey Epstein zu treffen.
Die beiden Männer lernen sich im Jahr 2011 kennen, drei Jahre, nachdem Epstein für schuldig befunden wird, eine Minderjährige zur Prostitution beauftragt zu haben.
Dass sich Gates mehrmals mit Epstein in dessen Haus in Manhattan trifft, verärgert Melinda zutiefst. Nach dem Tod von Epstein erklärt Bill Gates, dass das Treffen "eine Fehlentscheidung" gewesen sei.
Gegenüber der Financial Times soll Gates 2019 gesagt haben, dass er Epsteins philanthropische Ideen habe unterstützen wollen, ihn aber falsch eingeschätzt habe.
Liegt es im Unternehmen?
Die Times berichtet, dass eine Frau Bill Gates Fonds Manager, Michael Larson, beschuldigt, ihr gegenüber sexuelle Avancen gemacht zu haben.
Die beiden sollen die Angelegenheit 2018 geregelt haben, indem sie eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnet und dafür eine unbekannte Summe kassiert hat.
Doch Melinda verlangte eine unabhängige Untersuchung des Falls, schließlich verwalte Michael Larson mehrere Milliarden Dollar des Paares und hat 30 Jahre lang für Bill Gates gearbeitet.
Eine Stellungnahme von Bill Gates fehlt
Bisher hat sich Bill Gates noch nicht zu den jüngsten Vorwürfen geäußert, er hat lediglich gegenüber der Times durch seine Sprecherin Bridgitt Arnold verlauten lassen:
Es ist extrem enttäuschend, wie viele Unwahrheiten über den Grund, die Umstände und den Hergang der Scheidung von Bill Gates verbreitet werden. Die Gerüchte und Spekulationen um die Scheidung der Gates werden immer absurder und es ist bedauerlich, dass Personen, die kaum oder keine Ahnung von der Situation haben, als "Quelle" bezeichnet werden.