Was bedeutet androgyn? Wir klären auf!

Sind dir schon einmal Menschen aufgefallen, die typisch männliche und typisch weibliche Merkmale in sich vereinen? Wenn bei Männern beispielsweise auch leicht feminine Gesichtszüge vorherrschen oder aber Frauen ein eher markantes Kinn haben, dann spricht man von Androgynie.

Was bedeutet androgyn?
© Anna Shvets@Pexels
Was bedeutet androgyn?

Grundsätzlich muss man mit dem Begriff Androgynie aber etwas genauer betrachten, denn es schwingen zwei Bedeutungen in dem Wort mit. Zum einem bezieht es sich auf das Aussehen von Personen, die Merkmale von beiden Geschlechtern aufweisen. Zum anderen kann es sich aber auch auf die Geschlechtsidentität beziehen.

Geschlechtsidentität

Androgyne Personen, können oder wollen sich nicht eindeutig dem einen oder dem anderen biologischen Geschlecht zuordnen lassen. Denn: Nicht immer liegt Androgynie im Auge des Betrachters.

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Ein mit langem Haar und weiblichen Gesichtszügen Masha Raymers@Pexels

Einige Personen treten bewusst androgyn auf, da sie sich selbst als non-binär empfinden - das heißt weder nur dem männlichen noch nur dem weiblichen Geschlecht zu zuordnen. Eine Person empfindet sich also gleichzeitig als männlich und weiblich, wobei es nicht im gleichen Maße sein muss. Die feminine Seite kann überwiegen und andersrum.

Nicht zu verwechseln ist die Androgynie mit Intersexualität, bei der ein Mensch mit Geschlechtsorganen oder anderen Phänotypen (= die Menge aller Merkmale eines Organismus in der Genetik, Anm. d. R.) geboren wird, die nicht in der Form ausgebildet sind, als dass er zweifelsfrei als Mann oder Frau wahrgenommen werden kann.

Androgyne Menschen: Gegenstand von Mythen und Vorurteilen

Es gibt immer wieder Vorurteile gegenüber androgynen Menschen, vor allem in Ländern oder Kulturen, in denen noch immer eine klassische Rollenteilung vorherrscht oder in denen es stereotype Körperideale gibt.

Mitunter sind diese Faktoren auch darauf zurückzuführen, dass androgyne Menschen mit Anerkennungsschwierigkeiten oder gar Ablehnung zu kämpfen haben. Bestimmte Kulturen, wie beispielsweise der Hinduismus, haben dagegen mit Ardhanarishvara sogar eine zweigeschlechtliche Götterfigur, die in diesem Fall aus dem Gatten Shiva und seiner Gemahlin Parvati gebildet wurde.

Es gibt aber auch klare Unterscheidungen hinsichtlich der Selbstwahrnehmung androgyner Menschen. Insbesondere betrifft das die psychologische Ebene, in Bezug auf das Zugehörigkeitsgefühl und die Unterscheidung zwischen Mann und Frau.

Dabei geht es nicht nur darum, das Geschlecht sozusagen der gesellschaftlichen Rolle und dem Stand entsprechend einzuordnen, sondern auch um die Interaktion mit anderen Menschen. Personen, die als besonders androgyn gelten, kann es mitunter schwerfallen, nach den Regeln der Gesellschaft zu leben und beispielsweise das "andere Geschlecht" attraktiv zu finden, oder eine Beziehung dazu einzugehen.

Androgyn in der Medizin

Androgyne Menschen werden häufig als Zwitter wahrgenommen und bezeichnet, was biologisch aber nicht korrekt ist. Androgynie vereint weibliche und männliche Erscheinungsmerkmale miteinander, sodass es keine eindeutige Zuordnung zu einem Geschlecht geben kann. Aber dabei handelt es sich nicht um die biologischen Geschlechtsmerkmale, sondern um optische Faktoren wie die Kleidung, die Frisur oder das Verhalten. Der Begriff androgyn bezieht sich also nicht auf das biologische Geschlecht.

Diese Verwechslung ist mit Sicherheit auf die veraltete Verwendung des Wortes in der Medizin zurückzuführen. Androgynie ist in der Medizin eine veraltete Fachbezeichnung für Personen mit männlichem chromosomalen Geschlecht, die weibliche Sexualorgane und sekundäre Geschlechtsmerkmale aufweisen.

Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Pseudohermaphroditismus. Eine Person hat ein eindeutiges biologisches Geschlecht, das beispielsweise als weibliche eingeordnet wird, entspricht dem äußeren Aussehen nach aber eher einem Mann.

Und jetzt: Welche Auswirkungen hat "androgyn" auf den Alltag?

Es ist wichtig zu wissen, dass androgyne Menschen keine Krankheit haben oder sonst in irgendeiner Form "schräg" sind. Wer sich selbst als androgyn bezeichnet und dieses Selbstverständnis auch nach außen trägt, wird mitunter aber gewisse Schwierigkeiten haben, von anderen Verständnis dafür einzufordern.

Viele Menschen wachsen mit einem klaren, festgefahrenen Menschenbild auf und sind schlichtweg nicht bereit oder in der Lage, Menschen mit androgynem Phänotyp und entsprechendem Auftreten als gleichberechtigt anzuerkennen.

Es geht hier nicht um rechtliche Sachen oder eine bestimmte Unterscheidung, sondern rein um den Umstand, dass biologische Männer gewisse frauentypische Merkmale stärker aufweisen bzw. biologische Frauen optisch mit eher männlich assoziierten Merkmalen beschrieben werden können. In Ländern wie den USA gibt es darüber bereits deutlich breitere gesellschaftliche Diskussionen, in Europa beschränkt sich ein Umdenken vorerst auf die Großstädte.

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