Wer in letzter Zeit Videoaufnahmen aus der Ukraine gesehen hat, dem dürften die schrillenden Sirenen nicht entgangen sein. Auch hierzulande gibt es ein Sirenenwarnsystem. Leider wissen nur wenige, die Pausen sowie Länge und Höhe des Tons richtig zu deuten.
Missverständnisse vorprogrammiert
Seit den 1990er Jahren gibt es kein flächendeckendes Sirenennetz mehr; in ganz Deutschland sind nur noch ungefähr 15.000 von ihnen vorhanden. Die Installation und Instandhaltung wurde nach Ende des Kalten Krieges vom Bund an die Kommunen abgegeben. In vielen Fällen wurde das Alarmsystem aus Kostengründen daraufhin abgebaut (so verfügen z. B. einige Großstädte wie Berlin oder München nicht mehr über Sirenen).
Im Katastrophenfall könnte es aufgrund des Fehlens einer einheitlichen Regelung auf Bundesebene hinsichtlich der Bedeutung der Signale zu Missverständnissen kommen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe schreibt dazu auf seiner Webseite:
Sirenensignale sind deutschlandweit nicht einheitlich geregelt. Ein Sirenensignal kann somit von Kommune A zur Warnung genutzt werden, während Kommune B das gleiche Signal zur Entwarnung verwendet.
Seit der Innenministerkonferenz im Jahr 2019 gilt jedoch eindeutig die Empfehlung, bundesweit dieselben Heultöne zur Warnung (eine Minute, auf- und abschwellender Heulton) und zur Entwarnung bei vorangegangener Gefahrenlage (eine Minute, gleichbleibender Heulton) zu nutzen.
Im Zweifel nach Informationen suchen
Selbst wer die Töne nicht richtig deuten kann, wird beim Aufheulen der Sirenen verstehen, dass es sich um ein Warnsignal handelt und kann sich anderweitig informieren. In der heutigen Zeit können das Webseiten sein, das Radio, der Fernseher oder auch Warn-Apps (NINA).
Die Kommunen, insbesondere solche, die nicht mehr mit Sirenen ausgestattet sind, können auch Lautsprecherwagen einsetzen, um den sogenannten Weckeffekt zu erzielen und so möglichst viele Menschen zu erreichen (insbesondere nachts, wenn z. b. das Handy auf lautlos geschaltet ist und Push-Benachrichtigungen während des Schlafs nicht wahrgenommen werden).
Im Ernstfall (und zu diesem gehören nicht nur Bombenangriffe, sondern auch Unfälle in Chemiekonzernen oder gefährliche Wetterlagen) gilt es erst einmal, sich zu informieren und in den meisten Fällen in den eigenen vier Wänden zu bleiben: Schutzbunker gibt es in Deutschland nämlich so gut wie gar nicht mehr.