Zwei in den USA kurz vor der Corona-Krise durchgeführte Untersuchungen beschäftigen sich mit einem auffallenden Rückgang in der sexuellen Aktivität bei 18- bis 44-Jährigen. Die Studien berücksichtigen den Zeitraum von 2000 bis 2018.
Die erzielten Ergebnisse schließen also nicht einmal diejenigen Folgen für unsere sozialen Kontakte ein, die sich aus den Corona-Beschränkungen und Sicherheitsmaßnahmen ergeben. Weshalb also haben Menschen im besten Alter immer weniger Sex?
Abstinenz im Hotel Mama
Die Untersuchung stützt sich auf die Angaben von etwa 4.000 Männern und etwa 5.000 Frauen zwischen 18 und 44 Jahren. Am auffallendsten sind die Zahlen bei 18- bis 24-jährigen Männern.
Vergleicht man hier die die Jahre 2000 bis 2002 und 2016 bis 2018 betreffenden Angaben, steigt der Prozentsatz derer, die über ein Jahr hinweg keinen Sex gehabt haben, von 18,9 auf 30,9 Prozent an. Fast zwei von drei dieser jungen Männer haben sich also über ein Jahr nicht sexuell betätigt.
Kommt man bei den 25 bis 34-jährigen Männern und Frauen auf einen immer noch bedeutenden Rückgang der sexuellen Aktivität, fällt dieser bei Männern wie Frauen zwischen 35 und 44 dann kaum auf.
Peter Ueda, Forscher am schwedischen Karolinska Institutet und Hauptautor dieser auf JAMA Network Open publizierten Studie, sieht als Hintergrund in erster Linie die fehlende finanzielle Unabhängigkeit vieler junger Menschen. Diese bleiben immer länger bei ihren Eltern wohnen und haben auch nicht das Geld für ein intensives Sozialleben.
Netflixen statt Daten
Die an der Universität von San Diego forschende Psychologin Jean Twenge greift die Ergebnisse ihres Kollegen auf und sucht nach weiteren Erklärungen für diesen Einschnitt im Sexualleben vieler Menschen.
Twenge stellt ergänzend fest, dass auch die Zahl vieler junger Männer wie Frauen steigt, die längerfristig überhaupt keinen Sex haben. Da es aber im untersuchten Zeitraum, also in den Jahren 2000 bis 2018, in den USA es zu keinem völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch gekommen ist, liegen nach Twenge die Gründe hierfür nicht in erster Linie am Geld.
Die amerikanische Psychologin erkennt hinter dem Rückgang im Sexleben vieler Menschen vielmehr den Einfluss des heute überwältigenden virtuellen Angebots, vom Smartphone über Videospiele und Instagram bis hin zum Steaming-Dienst.
Nach ihrer ebenfalls auf JAMA Network Open veröffentlichten Studie verbringen die Menschen immer mehr Zeit online und weniger mit einem leibhaftigen Gegenüber. Jean Twenge stellt hier konkret fest:
Bei einer 24-stündigen Verfügbarkeit von Unterhaltung und der allgewärtigen Versuchung von Smartphones und Social Media stellt anscheinend heute die sexuelle Aktivität keine so große Versuchung mehr wie früher dar.
Weitere Erhebungen können vielleicht Klarheit schaffen
Wie die amerikanische Psychologin dann zu recht unterstreicht, ist es schwierig, auf diesem Feld wirklich repräsentative Erhebungen zu organisieren. Sicher müssen aber auf jeden Fall weitere dieser Umfragen durchgeführt werden, um den nicht mehr zu übersehenden Rückgang im Sexleben einer Vielzahl von Menschen besser verstehen zu können.
Wie zu Beginn des Artikels erwähnt, beruhen die hier vorgestellten Ergebnisse einzig auf Erhebungen, die die Corona-Krise noch überhaupt nicht berücksichtigen.
Es kann eigentlich kaum bezweifelt werden, dass die Corona-Krise auch noch zu einem weiteren Absinken der sexuellen Aktivität geführt haben wird. Sollte es dir ähnlich gehen, findest du hier ein paar Tipps für Solosex.
Hoffentlich irren wir uns hier aber und werden 2021/2022 einen steilen Anstieg der Geburtenraten beobachten. Ganz nach dem Motto: Irgendwann haben die Menschen dann selbst vom Streaming genug!