Das Baby ist da und es beginnt ein großes Abenteuer. Was aber, wenn nicht alles so abläuft, wie man es sich vorgestellt hat? Traurigkeit und Müdigkeit, Gereiztheit, Stress, Appetitverlust, Schlafprobleme, Rückzug: Auch die Papassind vor diesen Gefühlen nicht gefeit. Man spricht dann vom "Daddy Blues", also der depressiven Stimmung des Vaters nach der Geburt des Kindes.
Jeder zehnte Mann ist betroffen
Beim "Daddy Blues" sind sich Männer durchaus der Tatsache bewusst, dass sie sich in einer unglaublich glücklichen Situation befinden, und möchten diese auch so erleben, doch es gelingt ihnen einfach nicht, sich zu freuen.
Eine im Jahr 2012 an 122 Pärchen durchgeführte französische Studie zeigt Erstaunliches: Die Paare werden zwischen dem zweiten und fünften Tag nach der Geburt sowie zwei Monate später befragt. Die Ergebnisse sprechen Bände: 21 % der Väter - also jeder fünfte - legen direkt nach der Geburt intensive Depressionszustände an den Tag. Zwei Monate später leiden 8 % von ihnen an einer postnatalen Depression.
Auch die Zahlen, die man heutzutage hört, ordnen den Anteil der Männer mit postnataler Depression bei einem Wert um die 10 % ein. In dieser Studie, die Hebammen 2018 in Genf durchführen, wird etwa ebenfalls von 10 bis 11 % gesprochen.
Wie könnt ihr den "Daddy Blues" wieder loswerden?
Um die niedergeschlagene Stimmung wieder loszuwerden, lautet das Stichwort "Kommunikation": Dialog ist von oberster Wichtigkeit und ihr dürft nicht vergessen, an euch selbst zu denken. Ihr müsst in eurer Beziehung über die durch das Baby hervorgerufenen Veränderungen sprechen, und zwar voller Wohlwollen und mit einem offenen Ohr. Das empfiehlt Joornal, denn ein Rückzug und Schweigen bringen euch keinen Schritt weiter.
Es ist wichtig, euren Platz als Vater zu finden und euer Selbstvertrauen zu stärken. Setzt euch dabei aber nicht unter Druck und überstürzt nichts. Junge Väter befürchten oft, keine Verbindung zum Kind aufbauen zu können. Doch bereits kleine Dinge, wie Kuscheleinheiten, tiefe Blicke und Streicheln, helfen sehr. Und wenn euch auch die Mutter des Kindes zeigt, wie gerne sie sich an euch anlehnt, fühlt ihr euch wieder ganz unverzichtbar!
Hilfe suchen!
Wenn die Niedergeschlagenheit jedoch bestehen bleibt und sogar in eine Depression übergeht, solltet ihr euch an einen Facharzt wenden, um eure Gefühle auszudrücken und über eure Emotionen zu sprechen. Das Problem dabei ist, dass frischgebackene Väter "viel seltener ein Beratungsangebot nutzen", wenn man ihre Situation mit der ihrer Partnerin vergleicht. Dies berichtet der Psychiater und Arzt Lamyae Benzakour im Gespräch mit RTS.
Es wird Zeit, dass Männer lernen, sich ihren Emotionen zu stellen und beginnen darüber zu reden, anstatt sie zu unterdrücken. Denn wahre Stärke geht aus dem Eingeständnis hervor, dass man Hilfe braucht und das man eben nicht Supermann ist, der alles mit einem Klacks schafft. Diese neue Männlichkeit braucht unsere Gesellschaft, um weiter voran zu kommen.