Anders als gewöhnliche SMS nutzen Signal und WhatsApp End-zu-End-Verschlüsselungen, mit deren Hilfe die Nachrichten vor eventuellen Angriffen geschützt sind.
Außerdem ermöglichen beide Programme ihren Nutzern, kostenlos über WLAN oder mobile Daten zu chatten, was die Nutzung vor allem für internationale Kommunikation interessant macht.
Wer steckt hinter den Apps?
Allerdings unterscheiden sich die beiden Apps maßgeblich hinsichtlich der Datennutzung und -rechte. Signal gehört einem recht jungen gemeinnützigen Unternehmen, das den Fokus auf die Datensicherheit legt, während die Nutzung von WhatsApp, welches zu Facebook gehört, vielen deutlich leichter fällt. Wir haben euch die Hauptunterschiede zusammengefasst, anhand derer ihr entscheiden könnt, welche App besser zu euch passt.
Vielen ist vor allem der Besitzer von WhatsApp ein Dorn im Auge. Denn 2014 kaufte Facebook den Chat-Anbieter WhatsApp von den Gründern Brian Acton und Jan Koum für 22 Milliarden Dollar auf.
Nachdem die Datensicherheit bei Facebook immer wieder in die Kritik geraten ist, gibt das Unternehmen 2018 einen schwerwiegenden Datenraub bekannt, von dem 50 Millionen Konten betroffen sind.
Den Facebook-Mitarbeitern war die Sicherheitslücke dieser Konten bereits seit Dezember 2017 bekannt, wie der Telegraph berichtet. Im Anschluss an den von Cambridge Analytica aufgedeckten Skandal, gesteht Facebook damals, dass 87 Millionen Menschen Zugriff auf die Daten seiner Nutzer hatten.
Infolgedessen kehren die WhatsApp-Gründer dem Unternehmen den Rücken zu: Jan Koum verlässt Facebook 2018 und Brian Acton steckt anschließend 50 Millionen Dollar in seine Konkurrenz-App Signal.
Wem gehört Signal?
Signal wird von der gemeinnützigen Organisation Signal Foundation betrieben. Brian Acton und Moxie Marlinspike, CEO von Signal, haben die App im Februar 2018 zusammen herausgebracht.
Wie die Webseite von Signal bekannt gibt, verließ Brian Acton WhatsApp nach der Übernahme von Facebook aufgrund von "Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Nutzung von Nutzerdaten und den Werbemaßnahmen". Er investiert 50 Millionen Dollar und sitzt seither im Verwaltungsrat des Unternehmens.
Signal wurde zu keinem Zeitpunkt von Risikokapitalgebern unterstützt und zielt laut Moxie Marlinspike auch nicht auf Investitionen ab, wie er 2020 gegenüber dem Business Insider erklärt:
Bei dem Projekt von Signal geht es in erster Linie darum, die Technologie zugänglich zu machen, mit unserer Plattform einen sicheren Ort zu schaffen, wo die Daten der Nutzer nicht mit anderen geteilt werden.
Die Dritte im Verwaltungsrat der Signal Foundation ist Meredith Whittaker. Sie hat ursprünglich für Google gearbeitet, wo sie sich dafür einsetzte, das Unternehmen gewerkschaftlich zu organisieren. Heute setzt sie sich als Bürgerrechtlerin und Gewerkschafterin für die Rechte der MitarbeiterInnen des Technologiesektors ein.
Welche Sicherheitsstandards gelten bei WhatsApp?
Facebook hat durch die End-zu-End-Verschlüsselung zwar keinen Zugriff auf die Nachrichten, doch das Unternehmen hat das Recht, die Daten der Nutzer zu verkaufen. Genauer gesagt hat es Zugriff auf die Telefonnummern, IP-Adressen, Mobilfunknetze, die Nutzungsdauer, die Zahlungsdaten, Cookies und Standortinformationen der Nutzer, wie das Magazin WIRED berichtet.
2016 konnten die Nutzer entscheiden, ob sie Facebook Zugriff auf ihre persönlichen Daten erteilen oder nicht. Doch WhatsApp verkündete kürzlich, dass Nutzer, die nicht bis zum 8. Februar dieses Jahres Facebook ihre Rechte erteilen, den Zugriff auf die App verlieren. Dieser Beschluss wurde für Europa vorerst aufgehoben.
Business Insider erklärt, dass dadurch andere Apps die Online-Aktivität der WhatsApp-Nutzer verfolgen könnten. Dazu zählt, mit wem sie kommunizieren, wann sie die App benutzen und sogar, wann sie schlafen.
Welche Sicherheitsstandards gelten bei Signal?
Signal gibt an, keinerlei Zugriff auf die Nachrichten, Gruppen, Kontakte oder Profilinformationen ihrer Nutzer zu haben. Die einzigen Daten, die Signal sammelt, geben Aufschluss darüber, wie lange und wann Nutzer die App auf ihrem Gerät installiert haben. Das Unternehmen legt sogar offen, welche Software für die Entwicklung der App verwendet wurde.
Viele Sicherheitsexperten, darunter auch Edward Snowden, empfehlen Signal als Chat-Programm. Auch die Journalisten von Vice und The Intercept empfehlen Nutzern, die Wert auf die Sicherheit ihrer Daten und Geheimhaltung ihrer Nachrichten legen, Signal statt WhatsApp zu verwenden.
Allerdings ist auch diese App nicht perfekt. Sicherheitsexperten warnen vor einer neuen Funktion, bei der man seine Daten mithilfe einer PIN schützen kann. Dies könnte Gefahren für das Privatleben in sich bergen, wie der Kryptograf, Matthew Green, von der Johns Hopkins University in Baltimore gegenüber Vice erklärt:
Das Problem hierbei ist, dass die meisten Leute schwache PIN-Codes wählen. Um diese zu verbessern und das System sicherer zu machen, verwendet Signal die Enklaven Intel SGX auf ihrem Server.
Wie einfach ist die Nutzung von WhatsApp?
WhatsApp verlockt viele der Nutzer durch die einfache und intuitive Benutzung. Die App ist auf iOS- und Android-Geräten verfügbar und synchronisiert sich automatisch mit dem Adressbuch auf eurem Gerät. Die Nutzer können Gruppen erstellen, Sprach- und Videoanrufe machen und internationale Anrufe über WLAN tätigen. Sie können ihren Standort teilen, genau wie Dokumente und Dateien.
Man kann außerdem eine PIN einrichten für eine 2-Schritt-Verifizierung zur Nutzung der App. Außerdem gibt es Sonderfunktionen: Bei WhatsApp können die Nutzer Nachrichten als ungelesen markieren und wichtige Nachrichten in Chats hervorheben. Diese Funktionen gibt es bei Signal nicht.
Wie einfach ist die Nutzung von Signal?
Signal verfügt über weniger anpassbare Funktionen als WhatsApp. Die App gibt es für iOS- und Android-Geräte sowie für Mac und PC. Die Nutzer können sich Fotos, Videos, Links und andere Dateien schicken. Wie bei WhatsApp, können Nachrichten und Fotos bei Bedarf wieder gelöscht werden.
Signal-Nutzer können Audio- und Videoanrufe tätigen und Gruppen mit maximal 150 Personen erstellen. Die Beta-Version hat sogar noch mehr Funktionen zu bieten als die Standardversion. Dort lassen sich zum Beispiel Chatrooms erstellen und Einladungen für Gruppen verschicken.