Pollenallergiker leiden im Frühling unter Beschwerden, die sie jedes Jahr zur gleichen Zeit heimsuchen. Die Corona-Pandemie hat jedoch hier zu einer veränderten Wahrnehmung geführt. Denn diese Beschwerden werden jetzt von vielen nicht nur einfach hingenommen, sondern von starken Zweifeln begleitet: Steckt diesmal nicht vielleicht doch eine Corona-Infektion dahinter?
Ein HNO-Spezialist klärt auf
In der Tat ähneln nämlich einige Symptome einer Pollenallergie denen einer Corona-Erkrankung. Verschiedene Anhaltspunkte erlauben aber selbst dem Laien eine erste Risikoabschätzung.
Priv. Doz. Dr. Adrian Münscher, Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde im Marienkrankenhaus Hamburg, liefert hierzu einige Anhaltspunkte. Gegenüber Men’sHealth stellt er zunächst fest:
Beiden Erkrankungen ähnlich verhalten sich Symptome wie Reizhusten, Abgeschlagenheit und Atemnot.
Wie kann man dann diese identischen Symptome der einen oder der anderen Erkrankung zuordnen?
Das sind die Unterschiede zwischen Heuschnupfen und Corona
Man versteht also die unmittelbaren Sorgen der Betroffenen. Dr. Münscher weist aber auf einen Umstand hin, der hier einfach und schnell Aufklärung schaffen kann: Treten nämlich diese Symptome verstärkt nach einem Aufenthalt im Freien auf, liegt ihnen höchstwahrscheinlich eher eine Pollenallergie zugrunde.
In die andere Richtung weist dann allerdings ein Symptom, das zu den genannten hinzukommen kann: Der Verlust des Geruchssinns. Kommt es neben den geläufigen Symptomen (Reizhusten, Abgeschlagenheit und Atemnot) auch hierzu, wird eine Corona-Infektion wahrscheinlich.
Dr. Münscher weist ferner darauf hin, dass eine Corona-Erkrankung mit hohem Fieber, Heuschnupfen dagegen nur selten mit leicht erhöhter Temperatur einhergeht. Zudem sind bei Heuschnupfen auftretende Halsschmerzen meistens mit einem Brennen oder Jucken verbunden, was für Corona-Halsschmerzen nicht gilt.
Was tun, wenn Zweifel bleiben?
Grundsätzlich ist hier zu sagen, dass jeder Allergiker am besten versuchen soll, sich an die über die letzten Jahre jeweils bei sich beobachteten Symptome zu erinnern. Sind dieses Jahr im Vergleich dazu auffallende Veränderungen festzustellen?
Dr. Münscher rät hinsichtlich dieser Eigenanalyse:
Sollten bei bekannter Pollenallergie die gewohnten Medikamente nicht oder schlechter wirken oder aber sogar im Rahmen der Allergie vorher noch nicht beobachtete Beteiligung der Bronchien wie Asthma oder Atembeschwerden auftreten, könnte das ein Hinweis auf eine Covid-19-Infektion sein.
Stellt man also Veränderungen in den Symptomen und eine gleichzeitige Wirkungslosigkeit der sonst eingenommenen Antiallergika fest, ist besser ein Arzt aufzusuchen und möglichst ein Corona-Test durchzuführen.
Haben Allergiker schwerere Corona-Verläufe zu befürchten?
Viele Allergiker stellen sich diese Frage, was aufgrund der Verwandtschaft schon der ersten Symptome nur zu verständlich ist. Für die meisten von ihnen gibt Dr. Münscher allerdings Entwarnung:
Eine Pollenallergie ist eher als 'Überreaktion' des Immunsystems zu sehen. Pollenallergiker zeigen sich nicht als besonders gefährdet.
Dies gilt allerdings nicht für Allergiker mit zusätzlichen asthmatischen Beschwerden, da hier nicht nur die Schleimhäute der oberen Atemwege betroffen sind. Der HNO-Spezialist pocht hier auf Folgendes:
Es ist deshalb sehr wichtig, dass die antiallergische Therapie weiter durchgeführt wird wie bisher.
Menschen mit schwerem Asthma stellen auf jeden Fall eine Risikogruppe dar, da bei ihnen die intensivmedizinische Behandlung schwieriger ist.
Entwarnung für Pollenallergiker
Pollenallergiker sind also nicht mehr als andere Menschen von einer Corona-Infektion oder schweren Verläufen bedroht. Wichtig ist aber, dass diese ihre diesjährigen Symptome gut im Auge behalten, um bei bedeutenden Veränderungen dann zügig einen Arzt aufzusuchen.
Zudem ist für Pollenallergiker zu beachten, in diesem Jahr keinesfalls ihre herkömmliche Behandlung mit Sprays und Antiallergika abzubrechen. Dr. Münscher hebt dies besonders hervor:
Es ist ganz wichtig, dass die bekannte Behandlung und auch laufende Immuntherapien beibehalten werden.
Pollenallergikern achten also am besten peinlich genau auf die Einhaltung der verschiedenen Corona-Schutzmaßnahmen. Das Tragen einer Maske kann ihnen dann sogar vielleicht einen positiven, ungeahnten Nebeneffekt einbringen: Denn aufgrund der Maske atmen sie weniger Pollen ein, was vielleicht bei manchen zu einer Linderung der gewohnten Symptome führen kann.