Unser Darm kann ein ganz schönes Sensibelchen sein: Kaum essen wir das Falsche oder schlingen alles, was uns in die Hände kommt, ohne Zögern hinunter, zeigt er uns seine Missgunst u. a. mit Blähungen (für die es viele Gründe geben kann) oder Bauchschmerzen. Eine Darmsanierung soll angeblich dabei helfen, den Darm zu hegen und zu pflegen, die Frage ist allerdings: Möchte er das wirklich?
Was ist eine Darmsanierung?
Normalerweise beginnt eine Darmsanierung mit einer Reinigung. Das größte innere Organ des Menschen soll entschlackt werden und frei von schädlichen Bakterien werden. Die Reinigung kann ganz klassisch durch einen Einlauf erfolgen oder durch die Einnahme von Flohsamenschalen erfolgen, welche abführend wirken.
Danach folgt eine Ernährungsumstellung, deren Basis Präbiotika sind. Dazu gehören z. B. Bananen oder auch Artischocken. Lebensmittel, die Koffein oder Zucker enthalten, sollten ganz vom Ernährungsplan verschwinden.
Danach sollen gute Bakterien durch die Einnahme von Probiotika aufgebaut werden. Diese finden sich z. B. in Sauerkraut, Joghurt, Apfelessig oder Käse, sie sind aber auch als Kapseln erhältlich.
Notwendigkeit einer Darmsanierung
Wirklich notwendig scheint die doch recht aufwendige Prozedur allerdings nicht zu sein. Dr. Viola Andresen, Leiterin des Palliativ- und Ernährungsteams in einem Hamburger Krankenhaus, begründet dies Fitbook gegenüber wie folgt:
Die Leute stellen sich den Darm wie ein verschlammtes Abwasserrohr vor, das man mal ordentlich durchspülen muss. Das ist nicht der Fall. Der Darm hat eine selbstreinigende Funktion. Der Darminhalt wird permanent weitergetragen, da bleibt nichts liegen, was durch eine Spülung weggeräumt werden müsste.
Wer am Reizdarm-Syndrom leide, für den sei eine Darmspülung allerdings empfehlenswert, da diese für Linderung sorgen könne. Allen anderen rät sie von dem Schritt eher ab, da eine Darmsanierung durchaus auch ungewollte Folgen haben kann:
Mit Abführmaßnahmen wie Darmspülungen mit Salzlösungen spült man das Darmmikrobiom weg. Man reduziert es auf ein Minimum, damit es sich danach wieder regenerieren kann. Die Vorstellung ist, dass es nachher besser ist als vorher. Das ist leider nicht unbedingt so. Bei manchen Leuten ist es hinterher schlechter zusammengesetzt als vorher.
Präbiotika finden bei der Experten allerdings Anklang. Um diese zu sich zu nehmen, reiche allerdings eine ausgewogene Ernährung, von Lebensmitteln mit Präbiotika-Zusatz rät sie eher ab.
Wer seinem Darm etwas Gutes tun möchte, solle es laut Dr. Viola Andresen mit viel einfacheren Mitteln probieren: Es sei besonders wichtig, sich beim Essen Zeit zu lassen (auch sollte zwischen jeder Mahlzeit ein gesunder zeitlicher Abstand bestehen), bestimmte Lebensmittel probeweise auszuklammern (z. B. Zwiebeln) und auch kohlensäurehaltige Getränke verträgt nicht jeder, diese dürfen also gerne stillem Mineralwasser weichen.