Händewaschen und die Verwendung von Handdesinfektionsgel sind unverzichtbare Hilfsmittel im Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus. Allerdings wird mehr und mehr hierzu die Besorgnis geäußert, dass dies möglicherweise zu einer Resistenz gegenüber Desinfektionsmitteln führen kann.
Resistenz durch die Desinfektions-Überdosis?
Bedenken zu Resistenzen gegenüber Desinfektionsmitteln oder antibakteriellen Substanzen gibt es nicht erst seit heute. Schon bevor das Coronavirus auf die Weltbühne getreten ist, haben Experten vor sogenannten Superbugs gewarnt, die durch unsachgemäßen Gebrauch antibiotischer oder desinfizierender Produkte entstehen können.
Antimikrobielle Resistenz hat sich bereits als eines der höchsten Risiken für die Menschheit herausgestellt. Eine südafrikanische Forschergruppe hat gerade damit begonnen, Mikroorganismen zu identifizieren, die langsam resistent auf Desinfektionsmittel werden. Wissenschaftlerin Samantha McCarlie von der University of the Free State (UFS) erklärt die Sache auf der Universitätswebsite wie folgt:
Antibiotische Resistenz wird gerade zu einer der lebensbedrohlichsten Herausforderungen unserer Zeit. Sie überschattet sogar die gegenwärtige Pandemie. Denn Infektionen, die resistent gegenüber verschiedenen Medikamenten sind, sind immer schwieriger zu behandeln.
McCarlie fährt fort mit der Feststellung, dass die Welt nach und nach in eine nach-antibiotische Zeit gleitet, die dann mehr auf Desinfektionsmittel vertrauen wird. Genauer sagt sie dazu:
Gegenwärtig stellen Biosicherheit und Desinfektionsmittel den praktikabelsten Schutz gegen Bakterien dar. Biosicherheit setzt allerdings stark auf die Verwendung von Desinfektionsmitteln, um bakterielles Wachstum zu kontrollieren. Das macht es noch beunruhigender, stellen wir doch jetzt einen immer allarmierenderen Anstieg von Resistenzen gegenüber Desinfektionsmitteln fest.
Desinfektionsmittel schlechter Qualität sind daran schuld
Letzten Schätzungen zufolge wird angenommen, dass bis zum Jahr 2050 jährlich zehn bis 50 Millionen Todesfälle allein auf die antimikrobielle Resistenz zurückgehen werden.
Forscher glauben, dass die Verwendung von Desinfektionsmitteln schlechter Qualität diesen Zeitrahmen noch verkürzen kann. Zudem enthalten manche Desinfektionsmittel auch schädliche Stoffe. Samantha McCarlie sagt hierzu:
Zu häufige Verschreibungen sowie unsachgemäße Anwendung haben zu einer weitverbreiteten antibiotischen Resistenz geführt. Was die Resistenz Desinfektionsmitteln gegenüber anbelangt, erwarten wir für die nächste Zukunft genau dieselbe Entwicklung. Deshalb ist es überaus wichtig, dass während der Corona-Pandemie hochqualitätsvolle Handdesinfektionsmittel verwendet werden. Ansonsten werden wir anstelle dieser Krise eine noch viel schlimmere heraufbeschwören.
Australische Forscher haben bereits 2018 eine Studie durchgeführt, die zum Ergebnis kommt, dass verschiedene "Superbugs", die schon zum Teil resistent Antibiotika gegenüber sind, auch Resistenzen gegenüber Desinfektionsmitteln entwickeln können.
Seitdem wurden weitere vergleichbare Untersuchungen durchgeführt. Dennoch stimmen diese allesamt darin überein, dass Desinfektionsmittel zur Zeit immer noch mehr Gutes als Schlechtes leisten.
Ein im Gesundheitswesen von Florida arbeitender Epidemiologe, Charles Letizia, ist der Meinung, dass es während der gegenwärtigen Pandemie besser ist, diese Vorstellungen von "Superbugs" etwas zu verdrängen und sich lieber klar für vernünftige Handdesinfektionsmittel zu entscheiden. Er sagt dazu ClickOrlando gegenüber:
Die Menschen sollen sich nicht über die Entstehung eines "Superbugs" durch Handdesinfektionsmittel Sorgen machen. Bislang ist Handhygiene die beste Art, gegen die Übertragung von "Superbugs" vorzugehen, insbesondere in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Handhygiene ist immer schon wichtig gewesen, die Corona-Pandemie unterstreicht jetzt nochmal deren Unerlässlichkeit.