Forschende aus Großbritannien sind der Frage nachgegangen, weshalb einige Menschen immun gegen das Coronavirus zu sein scheinen. Für ihre Studie, die in Nature erschienen ist, haben sie sich auf eine Berufsgruppe konzentriert, die besonders oft mit Sars-CoV-2 in Kontakt kommt: Krankenhauspersonal.
Bei der Auswertung ihrer Daten machen die Wissenschaftler:innen eine erstaunliche Entdeckung: Das Immunsystem einiger Teilnehmer:innen hatte es geschafft, das Virus loszuwerden, bevor sich dieses im Körper überhaupt ausbreiten konnte. Die betroffenen Personen hatten wahrscheinlich alle eins gemein: Sie hatten vorher einen Infekt durchgemacht.
T-Zellen reagieren blitzschnell
Die Forscher:innen untersuchen mehrere Proben von Angestellten des Krankenhauses und finden dabei 58 Menschen, die es innerhalb des Studienzeitraums geschafft hatten, sich nicht mit Covid-19 anzustecken. Auch Antikörper konnten in ihrem Blut nicht nachgewiesen werden. Eine der Proben wiesen aber bestimmte T-Zellen auf, die vor allem nach einer Infektion, also z. B. einer Erkältung, gefunden werden können. Shane Crotty, Immunologe, dazu:
Ich habe so etwas noch nie gesehen. Es ist wirklich überraschend, dass die T-Zellen eine Infektion so schnell kontrollieren können.
Die Tatsache, dass dem Virus vorm Körper nicht die Zeit gegeben wird, sich zu vermehren, sei besonders erstaunlich und nennt sich in der Fachwelt "abortive Infektion". Diese kann u. a. dann vorkommen, wenn eine Infektion durch defekte Viren entsteht.
Vorerkrankung kann von Vorteil sein
Die T-Zellen (eine Untergruppe der Lymphozyten) reagieren aller Wahrscheinlichkeit nach so schnell, weil das Immunsystem der Betroffenen bereits auf eine kommende Infektion eingestimmt ist. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Körper kurz zuvor schon eine Infektion überstanden hat. Die T-Zellen erkennen das Virus und sind in der Lage, dessen Vermehrung zu deaktivieren.
Die weißen Blutkörperchen bilden sich z. B. nach einer ganz normalen Erkältung (welche auch durch sogenannte Coronaviren verursacht wird) und es kann zu einer Kreuzimmunität kommen. Dabei handelt es sich laut DocCheckFlexikon um "eine Form der Immunität, bei der der Kontakt mit einem Erreger gleichzeitig eine Immunität gegen einen anderen, heterologen Erreger bewirkt."
Zukünftige Impfstoffe könnten von der Entdeckung profitieren
Die Ergebnisse bedeuten laut der Forscher:innen aber nicht, dass eine Erkältung vor einer Ansteckung mit Covid-19 schützt. Noch ist auch nicht geklärt, ob bei der Delta-Variante, bei der beunruhigende Symptome auftreten, ähnliche Beobachtungen gemacht werden können.
Für die Wissenschaft sind die Daten trotzdem interessant, da bei der Entwicklung von weiteren Impfstoffen eventuell die Proteine, welche dafür sorgen, dass der Virus sich im Körper nicht vermehren kann, genauer unter die Lupe genommen werden könnten.