Beeinträchtigt das Coronavirus das Herz dauerhaft? Diese Frage stellen sich viele Wissenschaftler:innen seit Beginn der Pandemie. Denn selbst wenn die Infektion mit dem Virus abgeklungen ist, leiden viele Patient:innen weiterhin unter Symptomen wie Brustschmerzen, extremer Müdigkeit oder Kurzatmigkeit. Was sagt die Wissenschaft also dazu?
Langfristige Herzprobleme
Schon zu Beginn der Pandemie stellen die Forscher:innen fest, dass das Virus das Gehirn, die Lunge, aber auch das Herz und die Blutgefäße angreift. Tatsächlich weisen einige Patienten einen ungewöhnlich hohen Anteil an Blutgerinnseln auf, die Herzinfarkte und Schlaganfälle verursachen können.
"Wir haben schon früh erkannt, dass die Blutgerinnung eine große Rolle spielt", erklärt Jeffrey Berger, Direktor des Zentrums für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen an der NYU Langone Health.
Ein Glück, dass die Ärzte das früh erkannt haben, denn durch den Einsatz von Gerinnungshemmern kann das Sterberisiko gesenkt werden. Aber auch wenn die schädlichen Folgen des Virus kurzfristig nicht mehr zu beweisen sind, müssen sie angesichts der Dauer bestimmter Symptome den Tatsachen ins Auge sehen: Die durch das Virus verursachten Herz-Kreislauf-Probleme können über die Genesung hinaus andauern. Und das sogar bei asymptomatischen Patienten.
Welche Auswirkungen hat Corona auf das Herz?
Die Wissenschaft hat noch nicht alle Antworten auf die Frage, warum diese Herzprobleme so lange anhalten und wie man sie behandeln kann. Einige Studien, die im September in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht wurde, deuten jedoch darauf hin, dass das Virus in die Megakaryozyten eindringt. Megakaryozyten sind die Zellen im Knochenmark, die die Blutplättchen produzieren.
Sobald die Zellen infiziert sind, verändern sie das genetische Material der Blutplättchen, was zu einer erhöhten Aktivität der Blutplättchen und damit zu Entzündungen in den Wänden der Blutgefäße führt. Was ist die Folge davon? Dies kann zur Bildung von Blutgerinnseln in den Gefäßen führen, die sich auf den Rest des Körpers ausbreiten.
Das Virus bewirkt auch, dass die Verbindungen zwischen dem Gewebe, das die Blutgefäße bedeckt, schwächer werden, wodurch sie bei Vorhandensein von Gerinnseln undicht werden.
Hinweise auf mögliche Behandlungsmethoden
Es gibt noch viele Fragen zu den langfristigen Folgen des Virus, aber fast zwei Jahre nach Beginn der Pandemie verstehen die Forscher die Mechanismen des Virus immer besser und hoffen, bald Behandlungsmöglichkeiten anbieten zu können, die die Schwere der Folgen, insbesondere der Herz-Kreislauf-Probleme, verringern können.