Die Kinder des WDR-Kinderchors haben das Lied Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad umgedichtet. Das Lied geht allen Umweltsündern an den Kragen, allen voran der Generation der Großeltern. In einer Zeile heißt es: "Meine Oma ist ‘ne alte Umweltsau."
Verstoß gegen Programmgrundsätze des WDR
Für viele verstößt dieses Lied gegen das WDR-Gesetz, in dem steht: "Der WDR hat in seinen Sendungen die Würde des Menschen zu achten und zu schützen." Obwohl das Lied eine Satire und somit rechtens ist, entschuldigt sich der WDR-Intendant Tom Buhrow bei den Zuschauern.
Der WDR entschuldigt sich nicht nur, er löscht auch das Video, das etwa 90 Sekunden lang dauert. Trotzdem wird der Sender immer weiter kritisiert. Unter anderem meldet sich Ministerpräsident Armin Laschet aus Nordrhein-Westfalen zu Wort. Der Auftritt der Kinder überschreite "Grenzen des Stils und des Respekts gegenüber Älteren."
Vize-Hörfunkchef entschuldigt sich
Der Chor-Leiter Zeljo Davutovic sagt, dass den Kindern erklärt worden sei, wie dieses Lied gemeint ist: "Mit Überspitzung und Humor [wollten wir] den Konflikt zwischen den Generationen aufs Korn nehmen."
Aber nicht nur der WDR-Intendant entschuldigt sich, auch Vize-Hörfunkchef Jochen Rausch bedauert die Ausstrahlung. Es sei "nicht ausreichend nachgedacht worden. [...] Der satirisch gemeinte Text hat die Gefühle vieler Menschen verletzt und das tut mir sehr leid. Aber mit einer solchen Welle der Empörung hat natürlich niemand gerechnet."
Ältere Leute fühlen sich angegriffen, andere verteidigen das Lied
Viele Rentner sehen nicht ein, warum sie als einzige als "Umweltsäue" dargestellt werden und halten das Problem für gesamtgesellschaftlich. Durch die Beschuldigung einer einzigen Generation werde der Konflikt zwischen Alt und Jung noch weiter entfacht und von dem eigentlichen Ziel abgelenkt: dem Klimaschutz.
Nur eins steht fest: Die Meinungen gehen auseinander. Vor allem Künstler und Journalisten wie Bastian Pastewka, Jan Böhmermann oder Patrick Gensing regen sich nicht über das Lied, sondern über den Rückzieher des WDRs auf und die Reaktionen der Leute auf. Statt sich schützend vor Mitarbeiter und Beteiligte zu stellen und darauf zu bestehen, dass Satire auch mal Aufregen darf, löscht der WDR das Video von seiner Seite und beugt sich dem Shitstorm.
#AfD beleidigt Chorleiter als „Kinderschänder“, verbreitet Telefonnummer; Demonstranten singen „deutsche Oma über alles“; Neonazis tauchen vor Haus der Familie eines #WDR-Kollegen auf: Strategie der Einschüchterung - im Netz und auf der Straße. #Pressefreiheit#Umweltsaupic.twitter.com/zKOZr1YXqs
— Patrick Gensing (@PatrickGensing) December 29, 2019
Rechte demonstrieren
Am Sonntagnachmittag nimmt der Streit neue Form an. Vor dem WDR-Gebäude in Köln stehen Demonstranten, wie merkur.de schreibt. Die Demo wird von einer Privatperson angemeldet, dabei kommen deutlich mehr Menschen, als vorhergesehen.
Die Polizei erklärt, dass bei einigen Teilnehmern zu erkennen sei, dass es sich bei ihnen um Vertreter der rechten Szene handele. Bundestagsabgeordnete Sven Lehman twittert über den Vorfall.
In #Köln demonstrieren gerade Neonazis vor dem @WDR-Funkhaus.
— Sven Lehmann 🏳️🌈 (@svenlehmann) December 29, 2019
Was jetzt gut wäre: ein Intendant und ein Ministerpräsident, die sich schützend vor die Mitarbeiter*innen stellen und den WDR gegenüber rechten Angriffen verteidigen. #Umweltsau
Umwelt, Pressefreiheit, Generationskonflikt - der hitzige Diskurs über das Oma-Lied ist nur einer von viele Indikatoren, dass die Nation nach wie vor gespalten ist.