Laut dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) ist die Dunkelziffer der an postpartaler Depression oder sogar Wochenbettpsychose leidenden Müttern in Deutschland vermutlich noch höher. Denn oft reden die Betroffenen, meist aus Scham oder Angst, nicht über ihre Probleme. Auch Diagnostik und Versorgung sind noch nicht ausreichend genug.
"Ich fühlte mich wie der wiederauferstandene Jesus"
Die 35-jährige Engländerin Gemma Porter hatte vier Monate nach der Geburt ihres Sohnes im November 2023 ebenfalls mit Symptomen zu kämpfen, wie die DailyMail berichtete.
Trotz fehlender Vorgeschichte einer psychischen Erkrankung begann sie, in der stressigen Zeit, in der sie sich auch noch um ihren 4-jährigen Sohn kümmerte, Wahnvorstellungen zu entwickeln.
DailyMail zitierte sie:
Ich erinnere mich, die Sonne in den Wolken gesehen zu haben. Sie war extrem vergrößert, unglaublich hell. Ich sah sie an und hatte das Gefühl, dass ich auf dieser Erde bin, um Menschen zu helfen. Mein emotionales Einfühlungsvermögen und meine Intuition waren besonders geschärft.
Ihrer Schwester erzählte sie, dass sie sich wie der wiederauferstandene Jesus fühlte.
Die Wahnvorstellungen gehen weiter
Doch es blieb nicht bei dieser Wahnvorstellung. Es folgten Perioden, in denen sie dachte, sie würde Opfer von Menschenhandel und sie wäre ein Teil der koreanischen Horrorserie Squid Game. Sogar ihre eigenen Eltern machten ihr Angst.
Ihre Schwester arrangierte schließlich im März 2024 aufgrund ihrer extremen Stimmungsschwankungen einen Notfalltermin bei Gemmas Hausarzt. Nachdem sie diesem von ihren „Superkräften“ berichtet hatte, überwies der Arzt sie sofort in die Notaufnahme. Gemma wurde gemäß Abschnitt 2 des Mental Health Act eingewiesen, der es erlaubt, eine Person bis zu 28 Tage in eine psychiatrische Klinik aufzunehmen.
Dort halluzinierte sie, dass ihr das Baby weggenommen und an eine reiche Familie in China verkauft werden würde.
Fortschritt durch Medikation und Familienhilfe
Mit Hilfe der antipsychotischen Medikation, die sie nach drei Tagen in der Klinik zu nehmen begann, besserte sich Gemmas Zustand endlich, während sich ihre Familie um das Baby kümmerte.
Die DailyMail berichtete von ihrem Fortschritt:
Ich hatte solche Angst, dass ich nicht einmal das Badezimmer benutzen konnte. Aber am Tag 14 habe ich endlich meine erste Dusche auf der Station genommen.
Gemma blieb noch weitere drei Wochen freiwillig in der Klinik. Zuhause wich ihre Psychose schließlich wieder einer Depression.
Mit der Unterstützung ihrer Familie gelang es ihr aber, auch diese zu überwinden. Heute kann sie wieder Auto fahren, arbeiten und sich um ihre zwei Kinder kümmern - und fühlt sich sogar wie eine selbstbewusstere Version von sich selbst!
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Verwendete Quellen:
BApK: Postpartale Depression
DailyMail: Giving birth sparked terrifying psychosis that made me believe my life was an episode of Squid Game