Volksparkstadion Hamburg, 21. Juni 1988: Das Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft brachte erhitzte Gemüter hervor. Die Erzrivalen Deutschland und die Niederlande standen sich auf dem Feld gegenüber. Nach einem 0:1 Rückstand ging die orangene Mannschaft aber schließlich doch als Sieger hervor und beendete das Match mit einem fulminanten 2:1 - und einer legendären Geste, die den Höhepunkt der Feindschaft zwischen den beiden Ländern eindeutig zum Ausdruck brachte.
Nur ein "kleiner Lapsus"
Wird Olaf Thon nach einem Kommentar über den historischen "Popo-Wischer" von 1988 gefragt, kann der damalige deutsche Nationalspieler heute nur schmunzeln, wie Sport 1 berichtete:
Er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat, das hat er oft gesagt. Es bedarf nicht eines Treffens oder einer Entschuldigung. Das, was er gemacht hat, kann ich viel besser ertragen, als wenn er mir hinten die Achillessehne durchgetreten hätte. Das wäre viel schlimmer gewesen. Für manche ist Spucken zum Beispiel das Schlimmste. Mein Gott, kann man abwischen.
Der damals 25-jährige Libero Koeman hatte tatkräftig zum Sieg seiner Elf beigetragen. Das emotionale Hoch nach dem Sieg hat ihn dann wohl dazu verführt, einen der größten Skandale der EM-Geschichte zu begehen: Er wischte sich nach dem Trikot-Tausch den Allerwertesten mit dem Shirt von Thon ab! Zum Glück hatte er aber seine eigene Hose anbehalten...
Und was sagt Koeman selbst nach all den Jahren zu seiner Aktion?
Es war ein großer Fehler und schlecht von mir. Entschuldigung für das. Aber es ist lange her. Mehr möchte ich dazu nicht mehr sagen.
Nachbar-Rivalität: Deutschland und die Niederlande
Es ist keine Seltenheit, dass große Sportereignisse die Stimmung zwischen den teilnehmenden Nationen reflektieren. Was hat es aber eigentlich mit dieser Rivalität zwischen Deutschland und den Niederlanden auf sich?
Der Fußball-Nachrichtendienst FourFourTwo führt den historischen Hass der beiden Länder auf die fünfjährige Besetzung der Niederlande durch Deutschland während des Zweiten Weltkriegs zurück.
Während dem Weltmeisterschaftsfinale in München 1974 machte der Spieler Wim van Hanegem dazu folgende Aussage:
Es war mir egal, wie der Endstand lautete. 1:0 genügte, solange wir sie demütigen konnten. Ich hasse sie. Sie haben meine Familie ermordet.
Zu den polit-historischen Gründen kam natürlich noch die Tatsache, dass Deutschland im Fußball stets die Nase vorn hatte - bis zu dem denkwürdigen Halbfinale 1988. Laut Angaben des Rijnland Instituuts titelte damals sogar die niederländische Zeitung Telegraaf "Endlich Rache".
Die Beziehung heute
Heute haben die Länder ihre Differenzen aber zum größten Teil begraben. Nun gilt: Gegenseitiger Respekt und Bewunderung anstatt Neid und Feindlichkeiten. Ganz werden die Animositäten aber vielleicht nie verschwinden. Zumindest ist die alte Feindschaft immer noch (wenn auch humorvoll) Gegenstand von Werbespots und scherzhaften Sticheleien zwischen deutschen und "Oranje"-Fans.
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Verwendete Quellen:
Sport1: THON HAT „POPO-WISCHER“ VERZIEHEN
Sport1: EIN LEGENDÄRER POPO-WISCHER
FourFourTwo: On this day in the Euros, June 21: Ronald Koeman wipes his backside on Olaf Thon's shirt
Rijnland Instituut: Niederlande gegen Deutschland: Rivalität im Laufe der Jahre