“Obscurity” - Mit einer kleinen Hexe in den digitalen Markt

Der Berliner Autodidakt Stephan Widmann zeichnet seit 2020 eine Comic-Serie und veröffentlicht diese auf der koreanischen Website Webtoon.

“Obscurity” - Mit einer kleinen Hexe in den digitalen Markt
© Quelle: Privat
“Obscurity” - Mit einer kleinen Hexe in den digitalen Markt

Comics sind keine billige Unterhaltung für Lesefaule, sondern werden schon lange als ernstzunehmende eigenständige Kunstform wahrgenommen. Seit einigen Jahren boomt der Markt rund um die Bildergeschichten. Genauso wie Comic-Buchverfilmungen a la Iron Man (2008) oder Man of Steel (2003), erfreuen sich Comics und Graphic Novels in den letzten Jahren wachsender Beliebtheit. Sie profitieren auch vom breiten Spektrum der Zuschauer:innen, die diese Filme ansprechen.

"Obscurity" – Magie ohne Grenzen

Stephans Widmann ist nicht nur begeisterter Comic-Fan, sondern hat sich selbst einen ausgedacht. Seine Geschichte handelt von Lunette, einem kleinen Mädchen, das vor ihren Zieheltern flüchtet und dabei auf den Spuren ihrer Mutter wandelt.

Es verschlägt sie in einen Zug, in die Kleinstadt "Shriekheim". Dort lernt sie schnell, dass Monster oder Geister nicht immer gruselig sein müssen und Hexen nicht immer Spitzhüte tragen. "Zugfahrten waren für mich schon immer magisch, der Gedanke, mit einem Zug an einen fantastischen, unbekannten Ort zu reisen, hat mich schon immer gereizt", sagt der Zeichner zur Idee der Geschichte.

Wie viel Stephan steckt in der kleinen Hexe?

Lunette und Stephan sind zwei sehr unterschiedliche Charaktere: "Sie ist sehr schüchtern, steht nicht gern im Mittelpunkt und ist recht naiv. Sie ist sehr harmoniebedürftig, versucht immer freundlich zu sein und ihre eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen", so beschreibt er das kleine Mädchen.

Dennoch teilen beide die Faszination für kleine, komische Kreaturen und das Talent, hier und da ganz aus Versehen ein paar Regeln zu "umgehen". Dabei verweist er auf sein zweites kreatives Hobby, das Graffiti sprayen. Des Weiteren geht er spät abends gerne auf den leeren Straßen Berlins skaten. Früher hat er auch Schlagzeug gespielt, doch bleibt dafür neben der Arbeit und dem Comic keine Zeit mehr.

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Viel Arbeit für eine Geschichte

Stephan hatte ursprünglich vor, die Geschichte der kleinen Hexe gleich in einem Videospiel zu erzählen, doch überforderte die Arbeit ihn als alleinigen Entwickler schnell. Stattdessen nutzt er sein Zeichentalent und erzählt die Vorgeschichte des Videospiels als Comic. Während die Protagonistin im Spiel bereits eine Hexe ist, erzählt der Comic ihren Weg dahin.

Für ein Kapitel benötigt er zwischen 50 und 60 Arbeitsstunden. Dazu kommen das Schreiben der Dialoge und die Entwicklung der Geschichte. Für die Arbeit am Comic hat er allerdings nur beschränkt Zeit, da er hauptberuflich in einem Escape Room arbeitet.

Mehr als nur gute Unterhaltung

"Erzählen möchte ich mit dem Comic wirklich nur so eine Alltagsgeschichte, was würde man als Auszubildende einer Hexe in einer Fantasywelt eigentlich so erleben?", sagt Stephan im Gespräch. Dazu gesellen sich Fabelwesen und Magie, mit denen er Vorurteile auf die Schippe nimmt. Hier muss ein Drache nicht automatisch böse sein, nur weil er Feuer speit.

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Auch Rassismus und Mobbing sind Teil seiner in sich geschlossenen Kurzgeschichten, die einer übergeordneten Handlung folgen. Obwohl Stephan diese Themen in Obscurity anreißt, ist es vor allem wichtig, diese nicht übertrieben moralisierend darzustellen. Die Geschichte soll dabei nicht in den Hintergrund rücken. "Ich wollte einfach eine Fantasy-Geschichte erdenken, so wie ich sie vielleicht selbst mögen oder Kindern erzählen würde."

Veröffentlicht hat Stephan seinen Comic auf der Website Webtoon. Diese bietet tausenden Künstler:innen eine Plattform, wo sie ihre Werke kostenfrei an ihr Publikum bringen können. Finanzieren tut sich die Website über Werbeanzeigen und optionale Abonnements. Auch Streaming-Dienste wie Netflix zeigen sich interessiert an der Adaption von besonders erfolgreichen Webtoons.

Die kleine Hexe soll fliegen

Natürlich wünscht sich Stephan, dass auch sein Comic noch weit mehr Leser erreicht als die bisherigen 2100. Denn verdient er mit dem Comic erst Geld, kann er zu seinem Traum vom Videospiel zurückkehren und mit einem kleinen Team die Geschichte der kleinen Hexe auserzählen.

"Ich vermisse das total, diese ganze Game Design Sache macht mega Spaß und ist nochmal was ganz anderes als 'nur' Zeichnen." Doch auch Erfolge wie eigenes Merchandise anbieten zu können, würde ihn schon erfüllen.

"Ich hoffe, dass man beim Lesen merkt, wie sehr mir die Charaktere ans Herz gewachsen sind und wie viel Spaß es mir macht, Geschichten mit ihnen in dieser Welt zu erzählen." Es bleibt spannend, ob er sein Hobby irgendwann zum Beruf machen kann.

Verwendete Quellen:

https://www.aljazeera.com/economy/2022/1/31/korean-webtoons

https://goodereader.com/blog/electronic-readers/webtoons-booming-success-shared-with-content-creators

https://www.fortunebusinessinsights.com/webcomics-market-105731

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