"Wir hatten bereits beschlossen, unsere Lagerbestände wegen Covid zu reduzieren, aber jetzt haben wir Probleme, bestimmte Produkte zu bekommen, weil sie einfach nicht verfügbar sind", sagt Satyan Patel, Leiter eines Supermarktes im Zentrum von London, gegenüber dem französischen Magazin Capital.
Cola wird knapp
Hinter ihm sind die Regale seines kleinen Ladens halbleer. "Letzte Woche ist mir die Coca Cola ausgegangen. Ich habe seit drei Wochen keine große Flasche Evian mehr", sagt er. "Ohne Waren gibt es kein Geschäft. Wenn die Regale so leer sind, wird niemand in den Laden kommen".
Die britischen Unternehmen werden seit einigen Monaten von Lieferproblemen geplagt, die den wirtschaftlichen Aufschwung beeinträchtigen könnten. Sie sind zwar nicht spezifisch für das Vereinigte Königreich, da die Pandemie die Lieferketten weltweit unterbrochen hat, doch werden sie dort durch die Auswirkungen des Brexit, der die Einreise europäischer Arbeitnehmer:innen (vor allem in der Logistik) erschwert, noch verschärft.
Engpässe überall
Viele von ihnen kehrten während der Pandemie in ihr Herkunftsland zurück, und sind seitdem nicht ins Königreich zurückgekehrt, was die Lieferketten durcheinanderbringt. So fehlen beispielsweise 100.000 Lkw-Fahrer:innen, die für den Transport von Waren im ganzen Land dringend benötigt werden.
Nicht weit von Herrn Patels Mini-Markt entfernt scheint ein Supermarkt besser bestückt zu sein. Nur die Getränkeabteilung scheint etwas weniger voll zu sein als sonst. Doch der Schein trügt, denn die Regale sind voll, die Lager aber leer, wie Toma, eine 22-jährige Verkäuferin, erzählt.
Wir haben Engpässe, in allen Abteilungen, manchmal bekommen wir nur begrenzte Mengen. Wir haben nicht einmal mehr Wasser!
Verschlimmerung durch Brexit
Diese Engpässe beginnen zwar schon mit der Pandemie, haben sich aber seit dem Inkrafttreten des Brexit am 1. Januar dieses Jahres noch verschlimmert, sagt sie. Und sie stellt eine gewisse Besorgnis der Kunden fest, "die uns manchmal Vorwürfe zu machen, weil bestimmte Produkte knapp sind".
Nach Angaben des größten britischen Arbeitgeberverbands, der Confederation of British Industry (CBI), "würde es mindestens 18 Monate dauern, um genügend Lkw-Fahrer auszubilden", um die Versorgungsprobleme zu lösen. In der Zwischenzeit fordert der Verband die Regierung zu mehr Flexibilität in ihrer Migrationspolitik auf. In der Zwischenzeit konkurrieren die Speditionsunternehmen mit Prämien oder Lohnerhöhungen, um Lkw-Fahrer zu gewinnen oder zu halten.