Kein Einzelfall: Arzt injiziert Patientinnen sein eigenes Sperma

Sie sollen Leben schenken und zerstören stattdessen Existenzen - wenn behandelnde Ärzte Patientinnen bei künstlichen Befruchtungen ihr eigenes Sperma injizieren.

Arzt missbraucht Vertrauen seiner Patientinnen
© PhotoAlto/Odilon Dimier@Getty Images
Arzt missbraucht Vertrauen seiner Patientinnen

Dass mit neuen medizinischen Möglichkeiten auch neue ethische Fragen aufkommen, ist bekannt. Ganz deutlich wird dies bei künstlichen Befruchtungen. Oftmals bleiben die Samenspender anonym. Wenn die im Reagenzglas gezeugten Kinder später die wahre Identität ihres Vaters erfahren möchten, kann die Zurückverfolgung beinahe unmöglich sein.

Auf der Suche nach dem leiblichen Vater

So erging es auch Christina Motejl. Sie ist 26 Jahre alt, als sie erfährt, dass ihr sozialer Vater nicht ihr leiblicher Vater ist. Das muss die junge Frau erstmal verkraften.

Später beginnt sie mit ihren Nachforschungen. Der behandelnde Arzt ihrer Mutter weigert sich, Details über die möglichen Spender, die in Frage kommen, herauszugeben. Doch trotz mehrerer verlorener Prozesse gegen die Klinik, in der sie entstanden ist, gibt Motejl nicht auf.

Sie erfährt, dass die Klinik zu dem Zeitpunkt der Behandlung ihrer Mutter nur zehn Spender hatte. Da das Sperma zur damaligen Zeit noch nicht tiefgekühlt gelagert wurde, muss ihr tatsächlicher Vater zugleich dort gewesen sein.

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Künstliche Befruchtung klappt, doch das Sperma stammt von einem ganz anderen Spender... JGI/Jamie Grill@Getty Images

Die schockierende Wahrheit

Motejl gründet die Organisation "Spenderkinder", in der sich ebenfalls Betroffene zusammentun, um gegen den Arzt vorzugehen. Das Hin und her zwischen Motejl und Katzorke sorgt für eine mediales Spektakel. Was zu diesem Zeitpunkt allerdings noch keinem bewusst ist: Es ist ein Streit zwischen Tochter und Vater!

Erst zufällig, über eine kanadische DNA-Datenbank, in der sich Motejl registriert, bekommt sie die schockierende Gewissheit: Der behandelnde Arzt ihrer Mutter ist gleichzeitig ihr leiblicher Vater!

Das ist nicht nur ethisch höchst verwerflich, sondern rechtlich auch verboten. Es besteht der Verdacht, dass der Mediziner auch anderen Frauen sein eigenes Sperma injiziert hat.

Kein Einzelfall

Später verteidigt sich Katzorke, er sei ein paar Mal "eingesprungen", wenn Spender kurzfristig abgesagt hätten. Doch der Ruf des einst angesehenen Mediziners ist zurecht dahin.

Zwar hat es seit dem Vorfall einige Umgestaltungen in der Welt der In-Vitro-Medizin gegeben - so mussten Mitglieder des "Arbeitskreises Donogene Insemination" eine Ehrenerklärung unterschreiben, in der sie versichern, nie eigenes Sperma in eine Patientin injiziert zu haben - trotzdem ist Christina Motejl kein Einzelfall.

Wie sie sind Hunderte andere "Spenderkinder" auf der Suche nach ihren leiblichen Vätern. Die Erlebnisse der Deutschen lassen in ihnen schlimmste Befürchtungen hochkommen.

Doch genau das ist das ethische Problem der künstlichen Befruchtung. Ohne zufällige Funde in einer DNA-Datenbank dieser Welt, werden sie ihrem leiblichen Vater nie mit letzter Gewissheit und Sicherheit gegenübertreten können. Zwei britische Mediziner sprechen sich auch für Samenspender bereits toter Männer aus, da es dort anscheinend einen Mangel an Samenspenden gäbe...

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