Haut als Leinwand: So nutzt eine Künstlerin ihre Hautanomalie, um anderen Mut zu machen

Ariana Page Russell aus Brooklyn ist die Begründerin der Dermatographie-Szene. Dermato-was? Die Künstlerin repräsentiert mit ihren ungeplant viral gegangenen Fotos ihrer eigenen Haut eine weltweite Community von Menschen, die dieselben körperlichen Symptome nach außen tragen wie sie selbst.

Dermatographie, Hautirritation
© atsawin1002@Getty Images
Dermatographie, Hautirritation

Klar, die Haut reagiert auf äußere EInflüsse wie zum Beispiel Kälte, Hitze, Schlagen oder Jucken mit entsprechenden Symptomen. Sie bekommt Gänsehaut, wird rot, schwillt an oder bekommt Flecken.

Doch wer mit einem "urtikarielle Dermographismus" zu kämpfen hat, dessen Haut reagiert noch viel extremer auf diese Stimuli. "Urtikariell" bedeutet laut DocCheckFlexikon eine Hautreaktion in Form von Quaddeln und/oder Striemen (lateinisch: urtica - Brennnessel). Den schönen Begriff "Dermographismus" kann man wortwörtlich mit "auf der Haut schreiben" übersetzen.

Betroffene reagieren mit Scham und Rückzug

Was genau darf man sich denn aber nun unter diesem Phänomen vorstellen? Betroffene reagieren wie allergisch auf selbst minimale körperliche Reize. Wie das Magazin The Atlantic berichtete, führen zum Beispiel Kratzen, Streicheln, Reiben oder Schlagen dazu, dass Zellen entzündungsfördernde Stoffe wie Histamin freisetzen, was wiederum zu Flüssigkeitsaustritt aus oberflächlichen Blutgefäßen führt.

Das Ergebnis ist eine wie gezeichnete Haut - mit Strichen, Kreisen oder anderen Formen übersät. Die Reaktion auf dieses Phänomen beschrieb Russel gegenüber The Atlantic mit folgenden Worten:

Die meisten Menschen, die mir schreiben, schämen sich für ihre Haut, sie empfinden Scham und versuchen, den Zustand vor anderen zu verbergen. Mir haben Menschen gesagt, dass sie Angst haben, intim zu werden. Außerdem schreiben mir viele Teenager. Teenager zu sein ist ohnehin schwer, besonders wenn man sich für sein Aussehen schämt.

Kunst und Community als Heilung

Doch die bildende Künstlerin kehrt diese Gefühle mit ihrer Arbeit seit einigen Jahren ins Gegenteil um. 2003 begann sie, selbst von Dermatographie geplagt, Fotos von ihrer eigenen Haut zu machen. Daraufhin startete sie ihre eigene Webseite. 2008 reichte ihre Freundin heimlich eines von Russels Bildern bei der Webseite It's That Nice ein, deren Mission den eigenen Angaben nach darin besteht, "etwas in die Öffentlichkeit bringen, das den Menschen hilft, sich besser zu fühlen."

Ab diesem Zeitpunkt ging Russels Webseite viral. Heute bekommt sie E-Mails von überall der Welt - China, Kolumbien, Brasilien, und vor allem viele aus der Türkei. Manche senden ihr sogar Bilder von ihrer Haut, auf der sie entweder Russels oder ihren eigenen Namen "geschrieben" haben, und fragen die Künstlerin um Rat:

Ich bin so etwas wie eine inoffizielle Expertin für Dermatographie geworden, da es nicht viel darüber gibt. Die Leute schreiben mir einfach und fragen nach meiner Meinung, wie sie es behandeln sollen.

Eine medizinische Behandlung gibt es nicht. Laut FutureforPatients können Betroffene zwar versuchen, potentielle Auslöser wie kratzende Kleidung, Stress oder bestimmte Nahrungsmittel zu reduzieren, aggressive Hautpflegeprodukte zu vermeiden oder sich Antihistaminika verschreiben zu lassen.

Vielleicht sind aber gerade die Kunst und der Gemeinschaftssinn der Community der beste Weg der Heilung.

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Verwendete Quellen:

DocCheckFlexikon: Urtikarieller Dermographismus

The Atlantic: Allergic to Touch

FutureforPatients: Was ist eigentlich ein Symptomatischer Dermographismus?

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