Auch heute wird der Begriff Drag noch seiner Bedeutung gerecht, doch ist die Branche inzwischen viel diverser geworden. Sinnbildlich für diese Veränderung steht Celina.
Was ist ein Dragking?
Immer mehr Frauen fangen an, ihre Drag-Persönlichkeiten auf der Bühne darzustellen. Dabei werden die meisten von ihnen zu Dragkings. Das ist das männliche Äquivalent zu den Dragqueens, die im direkten Vergleich durch ihre extrem maskuline Darstellung auffallen: Ausgeprägtes Brusthaar, eine ausgestopfte Hose und ein dichter Bart fangen auf der Bühne alle Augen ein.
Drag-Persönlichkeiten sind valide und können von jedem Geschlecht porträtiert werden. So können nicht nur Frauen Dragkings darstellen, sondern eben auch Männer in die Rolle einer männlichen Drag-Persönlichkeit schlüpfen. Andersherum können Frauen nicht nur Dragkings, sondern auch Dragqueens darstellen.
Wenn Celina zu Jane wird
Celina ist eine der Frauen, die sich für eine weibliche Drag-Persönlichkeit entschieden hat. Über Jahre hinweg hat sie ihr alter Ego Jane the Prostitute kreiert. Im Drag ist es üblich, dass die Darstellenden einen Charakter gestalten, den sie dann meistens auf der Bühne darstellen.
Diese Persönlichkeiten entwickeln sich laufend weiter und können in einem extremen Kontrast zu der Identität der darstellenden Person stehen. Drag-Persönlichkeiten sind dabei nicht einfach Rollen, die die darstellende Person für einen gewissen Zeitraum einnimmt, sondern viel mehr als das: Es sind Persönlichkeiten, die sich unabhängig von der ursprünglichen Persönlichkeit entwickeln und laufend wandeln und verändern können.
Celinas Inspiration
Als Ispiration für Jane nutzte Celina Sexarbeitende und das Rotlichtmilieu. Aufreizende Tänze, ein extremes Make-up und ausgefallene Perücken zeichnen Jane aus. Viele Darstellende nutzen ihre Drag-Persönlichkeit, um sich so zu verwirklichen, wie es ihnen ihr Alltag eigentlich nicht erlaubt.
Auch Celina schafft es, durch Jane einer völlig anderen Seite von sich Raum zu geben. Sie sagt: „Da kann ich das einfach rauslassen.“ In der Schule wurde Celina oft für ihre ausgefallene Kleidung kritisiert – auf der Bühne findet sie die Akzeptanz, die sie in ihrer Vergangenheit nicht finden konnte.
Dragking oder doch lieber Dragqueen
Zum Drag ist die junge Frau eher zufällig gekommen. Bei einem Besuch der Rocky Horror Picture Show, lernte sie eine Dragqueen kennen, die später zu ihrer Dragmom und damit zu einer Art Mentorin für sie wurde und sie ins Showgeschäft einführte. Damit begann für sie eine wahnsinnig aufregende Zeit.
Ihre ersten großen Erfahrungen konnte die 25-Jährige zunächst als Dragking machen. „Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, dass auch Frauen Dragqueens sein können“, doch es war immer das extrem Weibliche, was sie unbedingt porträtieren wollte.
Aus diesem Wunsch heraus, kreierte sie mit der Zeit Jane, die sie inzwischen fast ausschließlich darstellt. Zwar bleibt der Charakter der Jane bei ihren verschiedenen Auftritten bestehen, doch das Aussehen und die Selbstpräsentation ihrer Figur variieren ständig. Ihre Entwicklung teilt sie seit Beginn ihrer Karriere auf ihren Instagram-Kanälen.
Wenn das Geschlecht vollkommen egal wird
Bei den Auftritten geht es ihr vor allem darum, ein Gefühl beim Publikum zu hinterlassen. Celina findet es dabei besonders reizvoll, die Zuschauenden zu verwirren. In vielen Fällen reicht es, wenn das Publikum ihre weibliche Stimme hört, da nach wie vor eine Menge Menschen nicht wissen, dass auch Frauen Dragqueens darstellen können. Celina sagt:
Viele Leute machen sich viel zu viele Gedanken darüber, was du da zwischen den Beinen hast und ich spiele einfach gerne damit.
Wenn nicht ersichtlich ist, ob es sich auf der Bühne gerade um eine Dragqueen oder einen Dragking handelt, dann bedient sich die darstellende Person des sogenannten Gender-Bendings. Dabei wird bewusst der dargestellte Charakter mit Erscheinungen, die charakteristisch für Frauen und Männer sind, versehen.
"Dragcreatures"
Beispielsweise besitzt der Charakter sowohl einen Bart als auch eine ausgeprägte Oberweite. Dieser Darstellungsform sind keine Grenzen gesetzt. So gibt es auch sogenannte Dragcreatures, die auf der Bühne ein Wesen darstellen, welches sowohl menschliche Attribute, als auch tierische oder Elemente eines Fantasiewesens besitzt.
Es ist genau diese bunte Welt, in die Celina einladen möchte. Sie findet, dass vor allem auch Menschen, die bisher nicht mit der queeren Community in Berührung gekommen sind, einmal einer Drag Show einen Besuch abstatten sollten.