Frau wacht plötzlich mit Dialekt auf: "Ich dachte, er verschwindet wieder"

Es heißt ja, wenn man Tequila trinkt, kann man plötzlich fließend Spanisch sprechen. Bei einer Frau traf dies zu, allerdings nicht mit Spanisch und auch nicht mit Alkohol.

Frau, Traum, Dialekt, Sprache
© Andriy Onufriyenko@Getty Images
Frau, Traum, Dialekt, Sprache

Eine Frau aus England sprach auf einmal in einem walisischen Dialekt, doch nicht, weil zu viel Alkohol geflossen ist, sondern wegen einer Erkrankung. Zoe Coles erkrankte 2022 an einer "funktionellen neurologischen Störung (FND), einer Erkrankung, bei der die Kommunikation zwischen Gehirn und Körper gestört ist", wie The Guardian berichtet.

Auf einmal mit Dialekt aufgewacht

Schon als Coles acht Jahre alt war, wusste sie, dass sie einen Dialekt hat. Damals zog ihre Familie vom englischen Kent nach Stamford. Dort wurde sie wegen ihrer Sprache gemobbt. Sie verrät: "Alle hörten sich für mich so nördlich an und ich wurde wegen meiner 'EastEnders-Stimme' gehänselt.

Allerdings fiel es ihr damals schwer, Dialekte zu kopieren. Beispielsweise versuchte sie im Alter von 14 Jahren die Dialekte aus Liverpool und Birmingham von zwei neuen Freundinnen zu kopieren - ohne Erfolg. Ihr Vater soll sie deshalb ausgelacht haben: "Du klingst lächerlich", meinte er.

Wegen Dialekt gemobbt

Die 36-jährige Frau legte ihren Kent-Dialekt bis ins Erwachsenenalter nicht ab, sagt sie. Doch, als sie an FND erkrankt, leidet sie nicht nur an "Mobilitätsproblemen und Krampfanfällen", sondern auch an "vorübergehenden vokalen Ticks oder einer undeutlichen Sprache".

Im Sommer 2023 wachte Coles dann mit einer "anders klingenden Stimme" auf. Zunächst dachte sie, das ginge wie immer vorüber, doch Tage später klang sie noch genauso. Zoe Coles erzählt:

Meine Nachbarin sagte zu mir: 'Du klingst genau wie meine Tante. Sie kommt aus Südwales'.

Walisischer Dialekt über Nacht

Sie erzählt weiter:

Am Anfang war der Akzent nicht so deutlich zu erkennen. Ich dachte, er klänge eher germanisch und nahm an, dass er verschwinden würde, aber er wurde immer ausgeprägter. Ich hatte keine Schwierigkeiten beim Sprechen; meine Stimme war laut und klar. Sie war einfach sehr, sehr walisisch. Meine Freunde und meine Familie fanden das sehr lustig. Ich habe Wales nie besucht.

Als sie dann zwei Wochen später zum Arzt geht, erwartet sie die Diagnose: das "Foreign Accent Syndrome". Diese Erkrankung umfasse eine "Sprachstörung, die eine plötzliche Veränderung des Akzents einer Person verursacht, meist nach einer traumatischen Hirnverletzung oder einem Schlaganfall".

Ursache nach Schlaganfall

Aber bei Zoe Coles wurde kein Auslöser für die plötzliche Sprachveränderung gefunden, sagt sie. Und ganz zu Beginn habe sie ihr Dialekt sehr gestört: "Obwohl ich versuchte, das Ganze auf die leichte Schulter zu nehmen, war ich anfangs sehr verärgert und es bereitete mir viele Schwierigkeiten".

Sie erzählt weiter: "Meine eigene Familie erkannte mich nicht, wenn ich anrief. Ich war besorgt, dass die Schule meiner Kinder nicht glauben würde, dass sie wirklich mit mir sprechen, wenn sie mich in einem Notfall anrufen müssten, also ging ich hin und erklärte es ihnen persönlich".

"Meine Familie erkannte mich nicht"

Coles erklärt ihre Situation weiter:

Oft lachen mir die Leute ins Gesicht, wenn ich ihnen erzähle, dass ich gerade mit diesem Akzent aufgewacht bin, aber wenn sie merken, dass ich es ernst meine, wissen sie nicht, was sie sagen sollen. Das ist peinlich.

Doch sie möchte vor allem Menschen in einer ähnlichen Situation wie ihrer Mut machen und helfen: "Ich habe angefangen, über meinen Zustand zu schreiben, um das Bewusstsein dafür zu schärfen. Ich habe eine Gemeinschaft von Menschen entdeckt, die von FND betroffen sind und eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet".

Anderen Menschen Mut machen

Mittlerweile scheint sich die Engländerin an ihre Lage gewöhnt zu haben: "Ich denke, dass mein Akzent meine Persönlichkeit beeinflusst hat. Der sanfte, beschwingte Akzent hat mir geholfen, ruhiger zu sein, wenn ich gestresst bin". Und weiter:

Ich habe inzwischen mit einem Professor für Neurologie gesprochen, der glaubt, dass mein Gehirn den Akzent wahrscheinlich als eine Art der Bewältigung meiner FND ausgelöst hat. Die spezielle Art und Weise, wie es die Muskeln in meinem Gesicht steuert, lässt meinen Akzent als walisisch erscheinen - es hat alles damit zu tun, wie sich Zunge und Mund bewegen. Seit ich meinen Akzent geändert habe, habe ich nicht mehr so viele Probleme mit undeutlichem Sprechen - irgendwie ist das für mein Gehirn einfacher. Wenn ich allerdings wieder undeutlich spreche, kehrt mein Akzent vorübergehend zu meinem alten Englisch zurück.

Auch interessant:

>>>Jens Riewa enthüllt Trauma: "Tagesschau"-Sprecher ist im TV den Tränen nah

>>>Das passiert im Gehirn von Schlafwandlern: Eine Studie liefert Antworten

>>>Mann will sich Zahn-Implantat setzen lassen: Plötzlich ist es in seinem Gehirn

Verwendete Quellen:

The Guardian: 'Experience: ‘I woke up with a Welsh accent’'

MedizinDoc: 'FND – Was ist eine funktionelle neurologische Störung? Symptome, Behandlung, Ursachen'

Nach Teilnahme an Parkinson-Studie: Frau erlebt Erschreckendes Nach Teilnahme an Parkinson-Studie: Frau erlebt Erschreckendes