Chilenin trägt 50 Jahre lang mumifizierten Fötus in sich

Eigentlich war es nur eine Routineuntersuchung. Eine 92-jährige Chilenin wurde aufgrund eines Sturzes in die Klinik gebracht worden. Dann entdeckte man auf dem Röntgenbild das Unfassbare: In ihrem Körper befand sich ein "mumifiziertes" Baby!

Eileiterschwangerschaft, Bauchhöhlenschwangerschaft, Steinbaby, Chile
© Darya Komarova@Getty Images
Eileiterschwangerschaft, Bauchhöhlenschwangerschaft, Steinbaby, Chile

So etwas hatten die Ärzt:innen des Krankenhauses in San Antonio südwestlich von Santiago de Chile wohl noch nie gesehen. Weltweit sind von diesem Phänomen nur knapp 300 Fälle bekannt.

Auf dem Röntgenbild war ganz klar ein rund zwei Kilogramm und schätzungsweise sieben Monate alter schwerer Fötus zu sehen, wie ntv berichtete. Die Frau hatte das ungeborene Baby wohl über 50 Jahre lang ohne jegliche Schmerzen in sich getragen, wie sie selbst erklärte.

Erst vor Kurzem wurde der Fall einer Mexikanerin bekannt, die 40 Jahre lang "schwanger" war.

Normaler Immunprozess

Der mumifizierte Fötus wird auch Lithopädion oder Steinkind genannt und entsteht laut ntv im Zuge einer Bauchhöhlenschwangerschaft, einer Eileiterschwangerschaft oder aufgrund eines Gebärmutterrisses.

Der Prozess, in dem der abgestorbene Fötus dann verkalkt, ist ein normaler Immunprozess, der den Körper der Mutter vor einer Infektion schützt, wie die Webseite für Radiologie-Technologie MTA-R erklärt:

Typischerweise ist der Fötus deshalb bei Steinkindern älter als drei Monate. Da er dann schon zu groß ist, wird er nicht mehr resorbiert. Er wird vom Immunsystem der Mutter als Fremdkörper angesehen, und um ihn vor Infektionen zu schützen, wird er eingekapselt und verkalkt allmählich zum Steinkind.

Ist der Fötus jünger als drei Monate, kann er aufgrund seiner Größe noch vom Mutterkörper "aufgenommen" werden.

Das Steinbaby von Sens

Es scheint überraschend, dass Betroffene ihre Steinbaby oft jahrelang oder sogar jahrzehntelang im Körper tragen, ohne etwas zu bemerken. Die Chilenin habe ihre Schwangerschaft sogar überhaupt nicht bemerkt. Sie wurde nach dem Fund ohne Operation nach wenigen Stunden wieder nach Hause entlassen.

Heutzutage kommen solche Fälle nur noch in Ländern vor, in denen die gynäkologische und chirurgische Versorgung mangelhaft oder gänzlich absent ist. Bisher sind bekannte Fälle in China, Indien, Afrika und Südamerika dokumentiert.

Eines der frühesten registrierten Steinbabys wurde 1554 in Sens (Burgund, Frankreich) entdeckt, wie IFLScience berichtete. Sogar der Name der Mutter ist bekannt: Colombe Charti war laut damaligen Schilderungen gerade im Geburtsprozess, als ihre Wehen plötzlich stoppten - das Baby wurde nie geboren.

Weitere 28 Jahre lang lebte die Frau mit Schmerzen. Mit den damaligen medizinischen Möglichkeiten konnte offenbar niemand die Ursache ihres Unwohlseins herausfinden. Erst nach ihrem Tod wurde der Grund entdeckt. Colombes Ehemann veranlasste einen Chirurgen, eine Obduktion vorzunehmen – und dieser fand, anstatt des vermuteten Tumors, einen Fötus mit Schultern, Armen, Beinen, Füßen und einem Haarschopf.

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Verwendete Quellen:

ntv: Versteinerter Fötus in 92-Jähriger entdeckt

MTA-R: Das Lithopädion oder auch das Steinkind

IFLScience: Lithopedions: Fetuses Can Turn To Stone Within Your Body

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