Deutscher Tatortreiniger erklärt, warum nach Weihnachten die schlimmste Zeit im Jahr ist

Für viele ist es die schönste Zeit im Jahr, für den 43-jährigen Thomas Kundt eine der traurigsten seiner Arbeitszeit. Der deutsche Tatortreiniger sieht zu Weihnachten Dinge, die den Wenigsten von uns bewusst sind.

Tatortreiniger
© Stevica Mrdja / EyeEm@Getty Images
Tatortreiniger

Thomas Kundt ist Tatortreiniger und Desinfektor und der wahrscheinlich bekannteste Deutschlands. Seit einigen Jahren erzählt er in den sozialen Netzwerken von Begebenheiten aus seinem Arbeitsalltag. Auf Instagram und Facebook nennt er sich schlicht "Ein echter Tatortreiniger".

Warum ist gerade nach Weihnachten die schwierigste Zeit im Jahr?

Doch warum ist gerade die Zeit nach Weihnachten die schlimmste? In seinem emotionalen Video will Thomas Kundt seine Mitmenschen zum Nachdenken anregen und ihnen vor Augen führen, wie sehr manche Menschen unter Isolation und Einsamkeit leiden.

Ich möchte etwas Wichtiges loswerden - seht es als Neujahresvorsatz! Nehmt euch die Zeit und schaut es euch in Ruhe an. Danach bitte ich euch an meine Worte die nächsten 365 Tage zu denken. Teilt sie gerne. Macht euch im Familien- und Freundeskreis gegenseitg drauf aufmerksam. Menschlichkeit muss großgeschrieben werden. Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Das war mir ein besonderes Anliegen. Euer Thomas

Posted by Ein echter Tatortreiniger on Tuesday, January 4, 2022

Als Tatortreiniger gelangt er an den Tatort, wenn die Kriminalpolizei ihre Untersuchungen abgeschlossen hat. Von ihm wird dann aufgeräumt, gesäubert, desinfiziert.

Die Weihnachtspost verrät den Tod

An sich schon kein leichter Job, aber noch viel schlimmer an den Festtagen Ende des Jahres. Denn jedes Jahr hat er mindestens einen Fall, der dem gleichen Schema folgt: Eine einsame, isolierte Person ist bereits wochenlang tot, ohne dass jemand etwas von dem Ableben mitbekommt. Meist ist die Weihnachtspost der Auslöser, dass der oder die Verstorbene gefunden wird. So zitiert ihn die Bild:

Dass sie tot sind, bemerken viele Angehörige erst, wenn die Weihnachtspost zurückkommt, weil der Briefkasten überquillt. Es passiert nicht selten, sondern ständig, dass ich in solchen Wohnungen die letzten Spuren beseitigen muss. Sie machen über 50 % meiner Aufträge aus.

Thomas Kundt will sensibilisieren. Er erzählt von dieser einsamen Person, die noch immer die Weihnachtskarte des letzten Jahres am Kalender hängen hat. Wahrscheinlich die einzige erfreuliche Post, die diese Person in dieser Zeit bekommen hat.

Es gibt viele Wochen im Jahr, die zählen

Der Tatortreiniger ruft uns ins Gedächtnis, dass es noch andere Wochen im Jahr gibt, als nur Weihnachten, um an seine Mitmenschen zu denken. Oftmals vergessen wir, dass wir für manche Menschen vielleicht der einzige soziale Kontakt des Tages sein können.

Dabei erzählt er von dem täglichen Blick seiner alten Nachbarin, der ihm anfangs immer mulmig zumute werden ließ. Bis er sich bewusst wird, dass diese vielleicht einsam ist und deshalb immer aus der Türe schaut. Eines Tages lächelt er und seitdem freut sie sich, ihn zu sehen. So rät Thomas Kundt seinen Mitmenschen:

Ich hätte einen guten Vorsatz: Lasst uns mehr auf unsere Mitmenschen achten und wenn ich den einen oder anderen jetzt dadurch erreiche, dann habe ich glaube ich schon viel bewegt.

Er erhofft sich, dass wir alle wieder mehr auf einander zugehen und mehr Mitgefühl haben, mehr Interesse an seinen Mitmenschen zeigen. Vor allem seitdem uns die Pandemie noch ein bisschen mehr entfremdet hat...

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