In einem Modeleihhaus kannst du dir gegen einen monatlichen Beitrag hochwertige Second-Hand-Kleidung ausleihen und irgendwann wieder zurückbringen, um sie gegen andere Teile auszutauschen. Mit diesem Prinzip ist es möglich, die Kleider so lang wie möglich in einem Kreislauf zu behalten und einen nahezu unendlichen Kleiderschrank zu haben.
Da laut einer Greenpeace Umfrage circa 40 Prozent der gekauften Kleidungsstücke gar nicht getragen werden, eignet sich die Methode des Clothes Sharing besonders für diejenigen, die sich immer wieder modisch ausprobieren, jedoch auf Fast Fashion verzichten wollen.
Viele Fehlkäufe
Julia kennt die Nöte ihrer Kundschaft: „Hand auf’s Herz, wir alle kennen es: Manche Teile waren ein schrecklicher Fehlkauf, wurden nur zu einem bestimmten Event getragen oder sitzen mittlerweile unvorteilhaft, weil wir zu- oder abgenommen haben. Modeinteressierte, die mit einem kleinen Geldbeutel und gutem Gewissen shoppen möchten, kommen mit dieser Methode voll und ganz auf ihre Kosten!”
Doch nicht nur das: Auch die Umwelt profitiert von diesem Konzept, welches besonders in der bunten Modemetropole Berlin auf jede Menge Zuspruch trifft.
„Jede Sekunde wird eine volle LKW-Ladung an Textilien verbrannt”
Julia beschäftigen besorgniserregende Zahlen, die ihr die Laune am Shoppen nehmen. Laut der EU-Kommission werden jährlich rund 5,8 Millionen Tonnen an Textilien auf der ganzen Welt entsorgt. Das entspricht einem geschätzten jährlichen Wert von 11,3 Kilogramm pro Person. Teilweise seien hier auch Kleidungsstücke von bekannten Herstellern dabei, die gar nicht auf den Markt kommen und unmittelbar nach der Produktion verbrannt werden.
Kein Wunder: Die Lager sind voll und die nächste Kollektion steht schon wieder vor der Tür. Aktuell wird laut Jana Braumüller, von Fashion Changers, immer noch so viel Kleidung produziert, dass wir fast 30 Jahre davon leben könnten, ohne neue Klamotten zu produzieren.
Neben umweltschädigenden Abgasen, Giftstoffen, die an das Grundwasser abgegeben werden und einem enormen CO2-Fußabdruck, werden auch die Menschen gefährdet, die unsere Kleidung produzieren. Mangelnder Arbeitsschutz steht in der Massenproduktion von Textilien in Billiglohnländern auf der Tagesordnung. Aus diesen Gründen versucht Julia heute, neben dem Clothes Sharing auf weitere nachhaltige Alternativen zurückzugreifen.
Chic, up to date und trotzdem nachhaltig
Julia meint, dass selbst Kleinigkeiten einen großen Unterschied machen können. Es gibt übrigens noch weitere Möglichkeiten, wie du ohne Verzicht nachhaltiger werden kannst:
- Waschen mit Eco-Programmen: Teile, die nicht aus Naturfasern bestehen, geben mit jeder Wäsche schädliches Mikroplastik an das Wasser ab. Demnach ist es ratsam, Klamotten nur (mit Eco-Programmen) zu waschen, wenn sie wirklich verschmutzt sind
- Reparieren statt wegwerfen: Alles, was du dafür brauchst, sind Nadel, Faden und ein wenig Geduld. Voilà, fast wie neu!
Tauschpartys: Du hast Lust, neue Menschen kennenzulernen oder etwas mit deinen Freund:innen zu unternehmen? Dann schnapp dir deine ungeliebten Klamotten und tausche dich mit anderen modebegeisterten Menschen aus, die deine Leidenschaft teilen.
All diese Tipps und Tricks kosten nichts und machen nachhaltige Mode zum Kinderspiel. Also: reduce, reuse, recycle.
Verwendete Quellen:
Recycling News: '5,8 Millionen Tonnen Textilabfälle jährlich in der EU'
Green Peace: 'Wegwerfware Kleidung'