Der Fall Marianne Bachmeier: Das wohl bekannteste Beispiel von Selbstjustiz

Marianne Bachmaier wurde 1981 über die Grenzen Deutschlands berühmt, da sie für einen der bekanntesten Fälle von Selbstjustiz steht. Sie richtete im Gerichtssaal den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter hin.

marianne bachmeier selbstjustiz mord kind
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Marianne Bachmaier, damals 29 Jahre alt, verlor ihre siebenjährige Tochter Anna auf tragische Weise. Das Mädchen wurde in Lübeck ermordet. Bei der Gerichtsverhandlung ein Jahr später "rächt" sich Bachmaier und musste selbst vor Gericht.

Anna Bachmaier wurde von einem Straftäter ermordet

Am 5. Mai 1980 wurde ihre Tochter Anna ermordet. Erwürgt von Klaus Grabowski (damals 35), der wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern vorbestraft war. Das Mädchen schwänzte an diesem Tag die Schule, manche Medien berichten mit Erlaubnis der Mutter. Der Fleischer soll sie stundenlang in seiner Wohnung festgehalten und dann mit einer Strumpfhose erdrosselt haben.

Gefunden wurde die Leiche verscharrt in einem Karton am Ufer eines Kanals. Und Grabowski wurde nach einem Hinweis seiner damaligen Verlobten festgenommen. Was genau er mit der Siebenjährigen getan hat, bleibt bis heute ein Rätsel. Anna hätte ihn erpressen wollen und aus Angst vor einem erneuten Gefängnisaufenthalt hätte er sie getötet, wird er später aussagen.

Im Gerichtssaal zückte sie die Waffe

Am dritten Tag der Verhandlung zur Ermordung der Siebenjährigen im Jahr 1981 endete das Verfahren vor dem Landgericht Lübeck abrupt. Annas Mutter sagte in einem späteren Interview, dass sie gar nicht kommen wollte, man ihr aber mit Beugehaft gedroht habe.

Marianne Bachmeier befand sich an diesem Tag mit einer Waffe im Gerichtssaal und zielte acht Mal auf den Angeklagten. Sechs Schüsse trafen ihn und er verstarb noch im Gerichtssaal. Ihre Beweggründe erklärte sie später in einem Interview: "Ich hörte, er will eine Aussage machen. Ich dachte, jetzt kommt die nächste Lüge über dieses Opfer, das mein Kind war".

Bachmeier wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt

Zwei Jahre später stand die Mutter des verstorbenen Mädchens dann selbst vor Gericht. Die Geschichte ging durch die deutsche Presse und steht bis heute für einen der berühmtesten Fälle von Selbstjustiz. Und genau das machte es so schwierig, das richtige Strafmaß zu finden. Auf der einen Seite befand sich eine trauernde Mutter, deren Kind ermordet wurde. Auf der anderen Seite übte sie mit einer Waffe Gewalt aus.

Dann war noch die Frage des Vorsatzes für das Gericht zu klären. War es also Totschlag oder Mord? Immerhin besorgte sie sich eine Waffe und brachte sie mit in den Verhandlungsraum. Verurteilt wurde sie letztlich zu sechs Jahren Haft. Nach ihrer Haftentlassung zwei Jahre später lebte sie im Ausland. Erst 1996 kehrte sie aufgrund einer schweren Erkrankung, deren Fortschreiten sie in einer Dokumentation filmen ließ, nach Deutschland zurück. In Lübeck verstarb sie kurze Zeit später und wurde neben ihrer Tochter begraben.

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Verwendete Quellen:

NDR: Der Fall Marianne Bachmeier: Rache einer verzweifelten Mutter

SWR: 06.03.1981: Marianne Bachmeier übt Selbstjustiz

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