Die Schweiz ist Vorreiter in Sachen assistierte Sterbehilfe. Doch "Sarco", wie die Suizidkapsel genannt wird, stößt auch dort laut dem schweizer Magazin NZZ auf Widerstand. Der Erfinder ist der australische Arzt Philip Nitschke. Dessen Frau, die Sterbehilfeaktivistin Fiona Stewart, nahm auf einer Medienkonferenz der Macher der Kapsel im Juli Stellung zu den Berichten, dass das Gerät bereits in Aktion sei:
Bisher ist in der Schweiz noch niemand im Sarco gestorben. Alle Spekulationen in diesem Zusammenhang sind falsch.
Ehepaar spricht sich für selbstbestimmtes Ende aus
Stewart ließ aber auch anklingen, dass "Sarco" vielleicht dieses Jahr schon zum Einsatz kommt. Das britische Ehepaar Peter und Christine Scott hat jedenfall bereits Interesse bekundet, wie t-online berichtete.
Sie sind seit 46 Jahren glücklich verheiratet und haben sechs Enkelkinder. Vor ein paar Wochen erhielt Christine, eine ehemalige Krankenschwester, eine niederschmetternde Diagnose: der Beginn einer Demenz. Und sie weiß, dass man die Krankheit zwar hinauszögern, jedoch nicht heilen kann.
In einem Interview mit der DailyMail begründete der 86-jährige Peter ihre Entscheidung wie folgt:
Wir hatten ein langes, glückliches und erfülltes Leben, aber das Alter tut uns keine Gefallen. Die Vorstellung, wie ich parallel zu meinem eigenen körperlichen Verfall auch den langsamen Rückgang von Chris' geistigen Fähigkeiten miterlebe, ist für mich schrecklich.
Natürlich würde er sich nach Kräften um seine Frau kümmern, doch diese habe in ihrer Karriere genug Demenzkranke gepflegt um zu wissen, dass sie selbst nicht die Kontrolle über ihren eigenen Körper verlieren möchte. Sein abschließendes Fazit lautete:
Die Euthanasie gibt ihr diese Möglichkeit und ich möchte nicht mehr ohne sie leben.
Pläne für den letzten Tag
Die Entscheidung traf Christines Tochter und ihren gemeinsamen Sohn laut DailyMail hart. Doch die Sorgen der Eltern über das englische Gesundheitssystem und den potenziellen Verlust ihrer Ersparnisse für ein Altersheim und Pflegekosten führten dazu, dass Sohn und Tochter die Entscheidung schließlich akzeptieren konnten.
Die 80-jährige Christine hat schon genaue Vorstellungen darüber, wie ihr letzter Tag aussehen soll:
Ich würde gerne mit Peter in den Schweizer Alpen an einem Fluss entlang spazieren gehen. Zum letzten Abendessen hätte ich gerne einen schönen Teller Fisch und dazu würde ich eine großartige Flasche Merlot genießen. Ich würde eine Playlist erstellen, mit "Wild Cat Blues" und "The Young Ones" von Cliff Richard, und ich habe ein Gedicht gefunden, das "Miss Me But Let Me Go" heißt und genau widerspiegelt, wie ich mich fühle.
"Goodbye" von Gordon Jenkins steht auf Peters Wunschliste. Nach ihrem Tod sollen ihre Kinder ihre Asche nach England zurückbringen und dort auf dem Gemeindefriedhof verteilen.
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Verwendete Quellen:
NZZ: «Wie eine Alpabfahrt» – die Promotoren der Suizidkapsel Sarco zeigen der Welt, was sie vorhaben. Der Tod muss aber weiter warten
t-online: Ehepaar will gemeinsam in Suizidkapsel sterben
DailyMail: Former RAF engineer, 86, and his nurse wife, 80, sign up to die in each other's arms as first British couple to use double suicide pod in Switzerland after her dementia diagnosis