Was ist dort passiert? Diese Frage versuchen die Experten jetzt zu beantworten, nachdem sie in einem Bergsee im Himalaya, eine unglaubliche Entdeckung gemacht haben: Die Archäologen haben mehrere menschliche Knochen ausgegraben.
Das Hochgebirge, welches das "Dach der Welt" beherbergt, ist jährlich Schauplatz zahlreicher Todesfälle – vor allem von Wanderern, die versuchen, den Gipfel zu erklimmen. Durch die niedrigen Temperaturen bleiben die Leichen größtenteils so erhalten, wie die Menschen verstorben sind: gekleidet und auch lange ohne Anzeichen von Verwesung – als sollten sie für die Ewigkeit konserviert werden. Womit wir wieder bei der Frage wären: Was ist an diesem See passiert?
Skelett-See
Die Funde wurden im indischen Himalaya, im etwa 40 Meter breiten Roopkund-See, gemacht. Sowohl im See als auch in seiner direkten Umgebung wurden fast 30 menschliche Skelette geborgen. Eine Entdeckung, die dem See nun den Spitznamen "Skelett-See" eingebracht hat. Tote Menschen im Himalaya zu finden, ist zwar nicht ungewöhnlich; Knochen zu finden, ist jedoch äußerst selten.
Bei dem Versuch, zu rekonstruieren, was sich in 5 000 Metern Höhe ereignet haben könnte, führten Archäologen Analysen durch, um das Alter und das Genom der Knochen zu bestimmen. Und was sie dabei herausfanden, war – gelinde gesagt – überraschend:
Die Experten stellten fest, dass ein Großteil der Knochen zur indischen Volksgruppe passt, was sich durch die geografische Nähe erklären lässt. Einige Überreste deuten aber eher auf Menschen aus dem Mittelmeerraum oder Südostasien hin.
Todesexpeditionen?
Durch weitere DNA-Analysen kamen die Archäologen dann zu dem Schluss, dass die "Einheimischen" vor über 1 000 Jahren gestorben waren, während der Tod der anderen Personen jüngeren Datums war, nämlich ungefähr im Jahr 1 800 nach Christus. Professor David Reich von der Harvard Medical School erklärte dazu:
Die Geschichte des Roopkund-Sees ist komplexer, als wir erwartet hatten. Wir hätten nie gedacht, dass wir Migrationsströme aus dem Mittelmeerraum entdecken würden, die auf das 19. Jahrhundert zurückgehen.
Einige der Schädel, die am See gefunden wurden, wiesen Schäden auf, als wären sie großen (Kiesel-)Steinen getroffen worden. Die Hälfte der Schädel wurden zudem als "von nicht miteinander verwandten Frauen stammend" identifiziert. Waren sie Teil einer Pilgerexpedition gewesen? Waren sie also möglicherweise im Rahmen eines Rituals auf dem Weg zu einem nahe gelegenen Tempel gewesen? Diese Fragen bleiben vorerst unbeantwortet.
Verwendete Quellen:
The Atlantic: The Mystery of ‘Skeleton Lake’ Gets Deeper
Endorfeen: Frozen Graves: The Bodies on Mount Everest
Aus dem Englischen übersetzt von Ohmymag UK.