"Ohne Lungentransplantation hätte dieser Jugendliche wahrscheinlich nicht überlebt", erklärt Doktor Hassan Nemeh, Direktor des Zentrums für thorakale Organtransplantation am Henry Ford Hospital in Detroit (USA). Er hat diese beidseitige Lungentransplantation bei einem Patienten durchgeführt, dessen Lunge wegen der Nutzung von E-Zigaretten stark geschädigt war.
Bleibende Schäden
Anfang September 2019 kommt der 17-jährige Patient wegen Verdachts auf eine Lungenentzündung ins Krankenhaus. Doch sein Gesundheitszustand verschlimmert sich drastisch und er muss über ein ECMO-Gerät mit Sauerstoff versorgt werden.
Über einen Monat ist der Junge an die Maschine angeschlossen, die seine Organe unterstützt und ihn am Leben hält. "Ohne das Gerät hätte er nicht einmal wenige Minuten überleben können", erklärt Dr. Nemeh in seinem Bericht.
"Nie zuvor habe ich eine derart geschädigte Lunge gesehen", berichtet der Chirurg. Der Scan der Lunge zeigt eine Entzündung in fortgeschrittenem Stadium sowie eine Vernarbung des Lungengewebes.
Für gewöhnlich sind die mit Luft gefüllten Bereiche auf der Aufnahme schwarz – auf dem Lungenscan des Patienten jedoch waren solche Bereiche quasi nicht vorhanden. Aufgrund des toten Gewebes, von dem die beiden Atemorgane überzogen sind, steht für das Ärzteteam fest, dass die Schäden irreversibel sind.
Ein Sportler mit neuer Lunge
Es gibt für seine Lunge also keine Aussicht auf Heilung, weswegen er sofort auf die nationale Lungentransplantationsliste gesetzt und schließlich operiert wird.
Mittlerweile kann er wieder ohne maschinelle Hilfe atmen und macht eine Physiotherapie, um wieder zu Kräften zu kommen. Allerdings möchte er jetzt vor den Gefahren der E-Zigaretten warnen und hofft, dass seine Geschichte mehr Menschen überzeugt, mit dem Vaping aufzuhören. Immer mehr Studien warnen und zeigen, wie die Lunge mit Vaping aussieht. Auch seine Familie warnt:
Sein Leben wurde vollkommen auf den Kopf gestellt: Der damals gesunde 16-jährige Athlet – Gymnasium, Freunde, Segeln, Videospiele – wacht heute mit Intubationsschlauch und zwei neuen Lungenflügeln auf.
Eine "absolut vermeidbare" Krankheit
"Es ist eine sinnlose Krankheit, die absolut vermeidbar wäre", fügt Dr. Nemeh hinzu. Dem US-Zentrum für Gesundheitsüberwachung und Vorsorge (CDC) zufolge wurden in Amerika extrem viele Fälle von Lungenläsionen gemeldet, für deren Ursache das Rauchen von E-Zigaretten vermutet wird.
Darunter sehr viele Jugendliche. 39 Personen sind daran gestorben und im Falle des Jugendlichen aus Detroit wurden erstmals beide Lungenflügel transplantiert. Derartige Beschwerden werden unter dem Begriff EVALI zusammengefasst, dies steht für "e-cigarette, or vaping, product use associated lung injury".
Der Großteil der betroffenen Personen gab an, mit ihren E-Zigaretten THC, den Hauptbestandteil von Cannabis, konsumiert zu haben. Dem CDC zufolge spielt dies eine "entscheidende Rolle für die Entwicklung der Erkrankung". Bisher hat das Henry Ford Hospital noch nicht näher erläutert, welche Art von Flüssigkeit der junge Patient konsumiert hat.