Wie könnte man sich besser auf Halloween einstimmen, als eine Horrorfilm-Party zu veranstalten (wir hätten da auch gleich ein paar Netflix-Tipps im Ärmel)? Doch sobald ihr eure Freund:innen auf diese Idee gebracht habt, bilden sich in kürzester Zeit zwei unterschiedliche Lager heraus. Auf der einen Seite stehen die Liebhaber:innen von Okkultem, Gore, monströsen Kreaturen und psychopathischen Killern, die Angst und Schrecken auslösen. Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die sich vor diesem Spektakel unter der Bettdecke verstecken, um nichts zu sehen. Warum genießen manche Menschen diese Momente des Schreckens, während andere sie nicht ertragen können? Die Wissenschaft liefert einige Antworten.
Horrorfilm und Immersion
Unabhängig davon, ob das Gefühl der Angst durch ein reales Ereignis oder einen fiktiven Schutz ausgelöst wird, entspringt es demselben Organ im Gehirn, der Amygdala. Was ist ihre Aufgabe? Emotionen zu verarbeiten, um eine Reaktion (Kampf, Flucht, Untätigkeit) auszulösen oder nicht. Zu diesem Zweck setzt sie verschiedene Transmitter und Hormone wie Adrenalin, Cortisol, Serotonin, Endorphine usw. frei. Diese chemischen Botenstoffe erhöhen die Herzfrequenz und den Blutdruck, beschleunigen die Atmung usw. All dies führt dazu, dass wir uns in einen Zustand intensiver Bereitschaft versetzen.
Im Falle des Sehens eines Horrorfilms sind es diese Empfindungen, die uns dazu bringen, uns zu fühlen als wären wir selbst im Film! Im Gegensatz zu den Figuren auf der Leinwand sind wir jedoch nicht mit einer echten Bedrohung konfrontiert. Dem Strom der Angst steht das tiefe Gefühl der Sicherheit entgegen, sodass wir den "Anstieg" der Hormone in vollen Zügen genießen können. Der gleiche Prozess kommt auch bei Menschen zum Tragen, die den Nervenkitzel suchen. Manche Menschen suchen daher nach Erlebnissen, die ihnen diesen Zustand ermöglichen. Dies ist besonders in der Pubertät der Fall, weshalb Horrorfilme auf die Zielgruppe der unter 20-Jährigen ausgerichtet sind.
Wir sind nicht gleich, wenn es um Angst geht
Aber nicht jede:r genießt diese Erfahrung der Angst. Im Gegenteil, andere hassen es sogar. Und das aus gutem Grund: Wir sind nicht alle gleich konstituiert. Forschende haben unter anderem herausgefunden, dass die Veränderung des Serotoninspiegels genetisch bedingt sein kann. Einige Gehirne schütten nicht genug Serotonin aus, um den Schrecken eines Horrorfilms zu überwinden. Die negativen Emotionen überwiegen und der Film erscheint wie eine Folter.
Es gibt auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die aber nicht unbedingt biologisch bedingt sind. "Vielleicht liegt es daran, dass Männer so sozialisiert werden, dass sie mutig sind", erklärt Glenn Sparks, Professor an der Brian Lamb School of Communication der Purdue University (USA), gegenüber PsychCentral.
Männer würden sich bei einem Horrorfilm nicht mehr fürchten wollen als Frauen, aber zeigen, dass sie den Mut haben, damit umzugehen. "Es ist die Vorstellung, etwas Bedrohliches zu beherrschen", erklärte er. So ziehen blutige oder hypergewalttätige Filme eher das männliche Geschlecht an, während Psychothriller bei beiden Geschlechtern beliebt sind.
Auch die Erfahrungen in der Kindheit spielen eine Rolle. Traumatische Erlebnisse in diesem Lebensabschnitt - Vernachlässigung, Gewalt - können die Amygdala beeinflussen und so die Toleranz und Sensibilität gegenüber dem Schrecken berühren. Im Gegensatz dazu können gute Erinnerungen, die bei Kindern mit Angst verbunden sind, die Vorstellung verankern, dass es Spaß macht, Angst zu haben (einige Menschen haben sogar Angst vor Weihnachten).
Die Angst kann nach dem Film weitergehen
Während einige ihr Leben weiterführen, als wäre nichts geschehen, können andere dem Horror des Films noch Tage oder gar Monate danach nicht entkommen. In der sicheren Seitenlage im Bett, mit einem Kloß im Bauch bei dem Gedanken, dass ein Monster aus ihrem Schrank kommt, werden sie bitter bereuen, dass sie den Film bereut haben. Denn ihre Angst hat sich in Ängstlichkeit verwandelt. Im Gegensatz zur Angst, die in der Gegenwart verankert ist, basiert die Angst in der Zukunft. Es ist die Angst, dass etwas passieren könnte.
Da das Gehirn in diesem Moment registriert, dass die Ereignisse im Film nicht real sind, kann es nach der Rückkehr in die Realität Schwierigkeiten haben, die Angst in der Nacht zu reduzieren. Die negativen Gefühle überwiegen dann die Aufregung, die durch den Film erzeugt wurde. Sie bleiben übrigens stärker in der Amygdala verankert als die negativen Emotionen. "Bei manchen Menschen kann es zu anhaltenden emotionalen Nachwirkungen kommen, wenn etwas in der Umgebung sie an eine Szene erinnert", so der Forscher.
Als beispielsweise 1975 der Film Der weiße Hai in die Kinos kam, wuchs die irrationale Angst vor Haien. Und vierzig Jahre später hat sie sich fest etabliert. Horrorfilme können auf diese Weise bestimmte Phobien auslösen, z. B. die Angst vor Blut (Hämatophobie), vor engen Räumen (Klaustrophobie) oder vor Insekten (Entomophobie).
Auch die Aufregung
Außerdem wären die guten (oder schlechten) Momente, die durch den Film induziert werden, laut Glenn Sparks genauso wichtig wie die Zeit danach. Dies wird als "Erregungsübertragungsprozess" bezeichnet. Laut seiner Forschung bleibt die physiologische Erregung - Anstieg der Herzfrequenz, des Blutdrucks der Atmung - nach der Filmvorführung unbewusst bestehen. Alle Emotionen, die ihr danach erlebt, werden intensiviert und wecken (oder verhindern) den Wunsch, das Erlebnis zu wiederholen.
Beispielsweise wird die Kombination aus einem eiskalten Thriller und einem anschließenden tollen Abend mit Verwandten positiv auf euer Gemüt drücken. Im Gegensatz dazu wird euch ein Autounfall auf dem Heimweg davon abhalten, wieder in euer Kino zu gehen. "Noch einmal: Weil Ihre anhaltende Aufregung die Gefühle, die Sie empfinden, intensiviert, können negative Gefühle dazu führen, dass Sie einen gruseligen Film in der Zukunft meiden", versichert Professor Sparks.
Horror-Fans nutzen die Halloween-Saison, um sich ihre Lieblingsfilme anzusehen und sich zu gruseln. Die anderen werden sich - zu ihrer größten Freude - mit einer heißen Schokolade bei einem sonntäglichen Fernsehfilm begnügen. Es ist jedoch möglich, von einer totalen Ablehnung des Horrors zu einer mäßigen Liebe zu wechseln, vor allem, indem wir die gruseligen Dinge, denen wir uns aussetzen, auswählen und kontrollieren. Wenn ihr 90 Minuten lang Angst aushaltet, werden ihr euch widerstandsfähiger fühlen. Und ihr werdet beim nächsten Mal weniger Angst haben!
Verwendete Quelle:
PsychCentral: Why Some People Love Horror Movies
Aus dem Französischen übersetzt von Gentside Frankreich