Die beiden Brüder Stefan und Michael posten regelmäßig Bilder auf dem Instagram-Account ihrer gemeinsamen Band Klan. Auf vielen Fotos umarmen sich die Männer und sind sich nahe. Menschen, die gerade erst auf die Band aufmerksam geworden sind und nicht wissen, dass es sich bei den beiden um Brüder handelt, beleidigen sie regelmäßig.
Anfeindungen im Netz
Dabei wird das Duo besonders häufig als "schwul" bezeichnet, was von den Kommentar-Schreibern als Schimpfwort gemeint ist. Gegenüber Klatsch-Tratsch.de sagt Stefan:
Leute, die uns überhaupt nicht kannten, haben dann gefragt, ob wir schwul sind und haben lauter Kotz-Emojis darunter gesetzt und uns gesagt wir sollten zum Arzt gehen.
LGBTQ-Community hält sie auch für homosexuell
Das findet der Musiker alles andere als witzig, die Reaktionen im Netz erschrecken ihn zutiefst. Er sagt auch, dass er und sein Bruder oft Shitstorms ausgesetzt sind, gerade weil sie sich so nahe stehen und das auch der Außenwelt zeigen. Er bekommt laut eigenen Aussagen oft zu hören, dass Männer im HipHop-Business so etwas nicht tun und stattdessen den harten Kerl mimen müssen.
Die Jungs lehnen diese Haltung aber ab und zeigen sich trotzdem noch so, wie sie es für richtig halten. Und das, obwohl sie selbst aus der LGBTQ-Community als schwul wahrgenommen werden. Das ist für die beiden Musiker keinesfalls eine Beleidigung.
"Sex ist komplex"
Auch auf Instagram meldet sich Stefan zu Wort, denn ihm ist das Thema Homophobie wirklich ein Anliegen. Zu einem Foto, auf dem er mit nackten Oberkörper posiert, schreibt er, dass er sich "mal kurz nackig" macht. Danach folgt noch einmal die Erklärung, dass er und Michael Brüder, kein Pärchen sind. Anschließend findet er emotionale Worte:
Ich finde es zB total schön, von Männern Komplimente zu bekommen, lebe aber heterosexuell. Doch: Sex ist komplex. Ich hatte in meiner Jugend ne zweijährige homoerotische Phase. Und wer weiß, wie ich mich in 5 Jahren fühl? Ich noch nicht.
Gesellschaft prägt Rollenbilder
Weiter schreibt er, dass die Gesellschaft so sehr in traditionellen Rollenbildern verharrt, dass Homosexualität immer noch nicht überall als normal angesehen wird. Dafür macht er auch die kulturelle Bildung und die Erziehung verantwortlich.
DAS meine ich mit ‚Sex ist komplex‘. Ich merk z. B., dass es unter Männern noch immer ungewöhnlich ist, über homosexuelle Gefühle zu reden. Unsere Vorstellungen von Geschlechtern sind soooo heftig geprägt von alten kulturell anerzogenen Stereotypen. Das meiste passiert unterbewusst.
Männer und Gefühle
In dem Post wird deutlich, dass Stefan vielen Menschen mit seiner Denkweise voraus ist. Für den Musiker ist es kein Problem, seine Gefühle zu zeigen. Das wünscht er sich auch für die gesamte Gesellschaft.
Wenn Männer zuhören, empathisch oder nicht raumeinnehmend, sondern zurückhaltend sind, kann dies auch eine bewusste Entscheidung, ein Zeichen von Größe und Awareness sein und ist nicht immer ein Zeichen von Schwäche.
"Ich bin ein weißer Cis-Mann und hab leicht reden"
Stefan gibt zu, dass er sich in der Vergangenheit, insbesondere im letzten Jahr, viel mit seiner eigenen Sexualität beschäftigt hat. Er habe laut eigener Aussage damit angefangen, darüber zu sprechen, und würde dies als Befreiung empfinden, so der Musiker. Er weiß aber auch um die Problematik:
Ey klar, ich bin ein weißer Cis Mann und hab leicht reden. Das weiß ich. Wirklich. Ich bin dankbar für die wachsende Aufmerksamkeit dafür, dass es alle möglichen Geschlechter und Arten zu lieben gibt und empfinde es als unglaubliche Bereicherung, dass unsere Bilder von Geschlechtern sich gerade so verändern.
Mit diesen Worten spricht Stefan vielen seiner Fans aus der Seele und bekommt haufenweise positives Feedback für seinen Seelen-Striptease, worüber er sich in einem anderen Post sehr freut. Dabei ist Stefan nicht der einzige Musiker, dem immer wieder eine andere Sexualität zugeordnet wird, auch Sam Smith passiert das regelmäßig.