In der Kika-Dokumentationsreihe „Schau in meine Welt“ widmet sich ein 25-minütiger Film nicht nur der Liebe des jungen Paares, sondern auch den Konflikten, den eine kulturell und religiös dermaßen unterschiedliche Verbindung mit sich bringt. Eigentlich sollte die Doku, die kaum ein Erwachsener sieht, kein großes Aufsehen erregen. Doch dank eines AfD-Politikers wird sie nun zum Politikum.
Laut Ansicht von Dirk Spaniel, Sprecher der AfD-Landesgruppe Baden-Württemberg, hat der Film sein Ziel komplett verfehlt und sei stattdessen ein Versuch der „Manipulation und Indoktrination von Minderjährigen“ und „unerträgliche und gefährliche Propaganda der Staatsmedien“. Außerdem widerspricht Spaniel dem jungen Mädchen, Malvina, die sich in ihrer Beziehung zu Diaa und auch sonst als „Emanze“ bezeichnet: „Wenn sie emanzipiert wäre, würde sie ihm sofort den Laufpass geben.“
Der AfD-Politiker sieht in der Doku vor dem Hintergrund des Mordes einer 15-Jährigen durch einen afghanischen Flüchtling in Kandel am 27. Dezember 2017 einen „Skandal ersten Ranges“. Ausgerechnet ein „Kindersender (!!!)“ bewerbe „auf subtile Art falsch verstandene Toleranz“.
Der AfD-Abgeordnete lässt außer Acht, dass die Dokumentation bereits einen Monat vor dem Mord der Schülerin aus Kandel ausgestrahlt wurde. Des Weiteren weist der Kindersender in einer Erklärung die Vorwürfe von sich, die Konflikte der Beziehung seien nicht differenziert genug dargestellt worden. Der Sender erklärt: „Sehr selbstbewusst vertritt Malvina dabei ihre Weltsicht und ihre Standpunkte, etwa wenn sie deutlich macht, dass weder eine Konversion zum Islam noch das Tragen eines Kopftuchs für sie in Frage kommen.“
Im Verlauf der Sendung erläutert Malvina, dass Diaa es nicht möge, wenn sie zum Beispiel Hotpants trage, andere Freunde eng umarme oder Schweinefleisch esse. Manche dieser Dinge habe sie für ihn aufgegeben, aber Diaas Wunsch, sie bald zu heiraten, habe sie sofort mit den Worten „daraus wird nichts“ abgelehnt. Spaniel jedoch behauptet, dass im Film von Kompromissen „keine Spur“ sei.
Lediglich einen Fehler bei der Altersangabe gibt der Sender in der Erklärung zu. So sei in dem Film, der 2017 gedreht wurde, zwar nicht über Diaas Alter gesprochen worden. Doch in einer Bildunterschrift sei es zunächst mit 17 angegeben worden. Doch das sei das Alter gewesen, als die beiden sich kennengelernt hatten. Zum Zeitpunkt des Drehs war Diaa 19 und Malvina 16 Jahre alt gewesen. Hierzu erklärt der Sender: „Dass dieses Alter in der Bildunterschrift auftauchte, ist irreführend, wir haben das mittlerweile korrigiert.“
Viel Lärm um nichts? Oder ein echter Aufreger?