Vogelgrippe erstmals auf Menschen übergesprungen: So groß ist die Pandemie-Gefahr

Bei Arbeitern einer industriellen Geflügelfabrik in Südrussland ist das H5N8-Vogelgrippe-Virus nachgewiesen worden. Das ist der weltweit erste Fall der Übertragung dieses Virus von Tier auf Mensch. Was ist hiervon zu halten und mit welcher Entwicklung ist zu rechnen?

Entenfamilie am See
© Brandon Montrone@Pexels
Entenfamilie am See

Bei sieben Arbeitern einer industriellen Geflügelfabrik in Südrussland ist das Vogelgrippe-Virus in seiner Variante H5N8 nachgewiesen worden. Es handelt sich hierbei offiziell um die weltweit erste Übertragung dieses Virus auf den Menschen. Zuvor ist es im Dezember in derselben Massentierhaltung zu Fällen von Vogelgrippe gekommen. Das Virus hat sich dort also von den Tieren auf den Menschen übertragen.

Die Leiterin der russischen Gesundheitsbehörde, Anna Popowa, sagt hierzu im russischen Staatsfernsehen auf dem Kanal Rossija 24:

Informationen über den weltweit ersten Fall der Übertragung der Vogelgrippe (H5N8) auf Menschen wurden bereits an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gesendet.

Die infizierten Mitarbeiter sind wohlauf

Popowa verkündet ebenfalls, dass die sieben Personen wohlauf sind und ohne schwerwiegende gesundheitliche Folgen nur an milden Symptomen gelitten haben. Bei diesen Vogelgrippe-Fällen in Russland gibt es bislang keinen Hinweis auf eine Virus-Übertragung von Mensch zu Mensch. Die sieben Arbeiter haben sich alle angeblich unabhängig voneinander bei den Tieren der Geflügelfabrik angesteckt.

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Die Realität in industriellen Geflügelfarmen ist leider weniger schön Zoe Schaeffer@Unsplash

Was die Übertragung des Vogelgrippe-Virus von Tieren auf Menschen angelangt, sind bislang nur Fälle der Variante H5N1 bekannt. Die Symptome ähneln hier bei Menschen angeblich denen einer Grippe. Auch bei H5N1 ist bisher noch keine Übertragung von Mensch zu Mensch beobachtet worden. Wissenschaftler sind sich einig, dass die Vogelgrippe-Viren in den großen industriellen Geflügelbetrieben entstehen, von dort in die Natur gelangen und so auch auf Wildvögel übertragen werden.

Vogelgrippe in Deutschland

Das Vogelgrippe-Virus H5N8 ist für Vögel meist tödlich. Eine Infektion kommt bei Nutz- als auch Wildtieren vor. Im Laufe der letzten Woche sind in verschiedenen Regionen Deutschlands Fälle davon nachgewiesen worden, so im Landkreis Märkisch-Oderland, wo daraufhin etwa 16.600 Mastenten gekeult worden sind.

Im Landkreis Erlangen-Höchstadt in Bayern ist eine Kanadagans an diesem Virus erkrankt. Die Tiere können sich bei engem Kontakt untereinander anstecken. Wahrt der Mensch keinen Sicherheitsabstand, kann das Virus auch auf ihn überspringen.

Droht eine neue Pandemie, ausgelöst durch die Vogelgrippe?

Während die Übertragung des Vogelgrippe-Virus auf den Menschen bislang selten ist, so warnen Wissenschaftler dennoch vor dem Aufkommen einer neuen Pandemie. Die deutsche Bundesärztekammer nimmt in einer Informationsbroschüre zu diesen Fragen Stellung:

Experten befürchten, dass sich das Vogelgrippevirus H5N1 eines Tages so verändern könnte, dass es wie ein gewöhnliches menschliches Grippevirus von Mensch zu Mensch übertragen wird. Das Vogelgrippevirus könnte sich auch mit einem Human-Influenzavirus kreuzen, etwa in einem Tier oder theoretisch in einem Menschen, der mit beiden Virustypen infiziert ist.

Als Folge davon zeichnet die Bundesärztekammer ein Bild, das uns bekannt vorkommt:

Ein solches Virus könnte dann eine Pandemie auslösen, sich also in kurzer Zeit über die ganze Welt verbreiten und Millionen Menschen infizieren.

Viele Wege können also zu neuen Pandemien führen, zentral ist dabei immer die Übertragung von Viren von Tieren auf Menschen. Während ein paar Hühner im Garten oder Freilandbetriebe die gegenwärtige Vogelgrippewelle weniger vorantreiben sollen, ist der tödliche Stamm der Vogelgrippe H5N1 eher ein Problem industrieller Geflügelhaltung. Ein Grund mehr artgerechte Tierhaltung zu unterstützen.

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