Luftverschmutzung wird in Indien zu einem immer größeren Problem. Mittlerweile tötet der Feinstaub mehr Menschen als das Rauchen. Der Hauptverursacher Mensch unternimmt zu wenig. Projekte wie künstliche Bäume, die die Luft reinigen sollen, gehen zu langsam voran.
Zu all den Krankheiten, die Luftverschmutzung verursacht, reiht sich eine neue: Depression und Angstzustände bei Kindern, vor allem aus armen sozialen Schichten. Und davon gibt es leider in Indien sehr viele.
Neuer Rekord der Feinstaubbelastung in Neu-Delhi erreicht
Halsschmerzen, chronischer Husten, juckende Augen, Kopfschmerzen, Atembeschwerden... Millionen Inder leiden seit Ende Oktober unter dem dichten Feinstaubnebel, der sie umhüllt. Am 3. November erreicht die Metropole Neu-Delhi mit 1.000 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft einen neuen Negativrekord... Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt vor, dass ein Tagesmittelwert von 25 nicht überschritten werden sollte.
Doch in dieser lebenswidrigen Umgebung, profitiert manch einer von dem Leid der Menschen, denen das Atmen immer schwerer fällt: Für 500 Rupien (umgerechnet etwa 6,50 Euro) verkaufen Sauerstoffbars fünfzehn Minuten frische Luft, je nach Wunsch auch in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen wie Lavendel, Zitrone oder Minze. Bei "Oxy Pure" bekommen die Kunden Frischluft aus Röhrchen und verlassen die Bar kurze Zeit später wieder mit einer vermeintlich weniger gereizten Kehle. Der Betreiber der Bar erklärt gegenüber Euronews:
Es entgiftet den Körper und reduziert die Auswirkungen der Verschmutzung und des Kohlenstoffs, den sie einatmen. Außerdem regt es ihren Körper an und sie fühlen sich entspannter.
Wenn Atmen ein Vermögen kostet
Der Preis für die Dosis Frischluft ist für den Großteil der Bevölkerung kaum zu bezahlen. Viele von ihnen tragen auf den Straßen noch nicht einmal Atemmasken, weil ihnen ganz einfach das Geld dafür fehlt, wie die französische Zeitung Le Monde berichtet:
Eine Maske von mittelmäßiger Qualität kostet 300 Rupien (3,80 Euro), ein Vermögen für jene, die im Monat nicht mehr als 4.000 Rupien (50 Euro) zum Leben haben.
Gegenüber der Luftverschmutzung verstärkt sich das soziale Ungleichgewicht nur noch mehr. Es sind die Ärmsten, die am meisten leiden. In den sozialen Medien sorgen die Anzeigen dieser Sauerstoffbars für Unmut. Mit der Bezahlung für frische Luft, wird "Science Fiction zur Realität", schließt ein Internetnutzer.
Doch trotz allem hat der Umweltschutz oder der Kampf gegen die Luftverschmutzung für die Politiker keinePriorität. Anfang des Monats empfiehlt der Gesundheitsminister den betroffenen Menschen, "Karotten zu essen". Auf Twitter tun die Internetnutzer ihren Ärger kund und fordern sofortige Maßnahmen: "Unmöglich, die Menschen können an Asthma oder Krebs erkranken, weil ihr nichts macht und ihr wollt, dass wir Möhren essen."