Menschen, denen über einen längeren Zeitraum Antidepressiva verschrieben werden, könnten ein höheres Risiko für Herzerkrankungen haben. Eine neue Studie legt nahe, dass die Einnahme von Medikamenten zur Behandlung und Kontrolle verschiedener psychischer Erkrankungen über einen Zeitraum von zehn Jahren das Risiko einer Herzerkrankung verdoppelt.
"Unerwünschte Wirkungen"
Ein Forscherteam des Centre for Academic Mental Health der Universität Bristol untersucht den Zusammenhang zwischen der langfristigen Einnahme von Antidepressiva und dem Auftreten von sechs Gesundheitsproblemen, darunter koronare Herzkrankheiten, Diabetes, Schlaganfall und Bluthochdruck, heißt es in einer auf der Website der Universität veröffentlichten Mitteilung.
Zu diesem Zweck untersuchen sie die Daten von über 222.000 Menschen im Alter von 40 bis 69 Jahren aus der britischen Biobank. In der Studie, die im British Journal of Psychiatry veröffentlicht wird, vergleicht das Team die Daten von Personen, die Antidepressiva einnehmen, mit denen von Personen, die diese Medikamente nicht einnehmen.
Über einen Zeitraum von zehn Jahren hatten diejenigen, die selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) - das am häufigsten verschriebene Medikament - ein um 34 % erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten und ein um 73 % erhöhtes Risiko, aus irgendeiner Ursache zu sterben. Bei Menschen, die andere Antidepressiva einnahmen, verdoppelte sich dieses Risiko.
Antidepressiva, insbesondere SSRI, haben zwar kurzfristig ein gutes Sicherheitsprofil, sind aber langfristig mit unerwünschten Wirkungen verbunden. Dies ist wichtig, weil der größte Teil des erheblichen Anstiegs der Verschreibungen in den letzten 20 oder mehr Jahren auf langfristige Wiederholungsverschreibungen entfällt.
Setzt die Medikamente nicht ab
Die Forscher:innen warnen aber auch davor, angesichts der Ergebnisse die verschriebenen Medikamente abzusetzen. Sie fügen hinzu, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien, um festzustellen, ob die gezogenen Schlussfolgerungen auf die Medikamente oder andere Faktoren zurückzuführen sind.
Dennoch sollten Ärzt:innen vorsichtig sein, wenn es darum geht, wie oft sie Menschen diese Medikamente verschreiben. Dr. Narinder Bansal, der Hauptautor der Studie, sagt dazu:
Unsere Botschaft an die Ärzte lautet jedoch, dass die Verschreibung von Antidepressiva auf lange Sicht möglicherweise nicht unbedenklich ist. Wir hoffen, dass diese Studie Ärzten und Patienten helfen wird, bei der Abwägung der potenziellen Risiken und Vorteile von Behandlungen gegen Depressionen besser informiert zu sein.
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Aus dem Englischen übersetzt von Ohmymag UK