Junge stirbt in Indien an Nipah-Virus: Wird das gefährliche Virus bald auch Europa bedrohen?

In Pandikkad, Kerala, starb letzten Sonntag ein 14-jähriger Junge an den Folgen des Nipah-Virus. 60 weitere Menschen sind auf der Liste der stark gefährdeten Personen. Laut Wissenschaftler:innen hat das Virus das Potenzial, die nächste Pandemie auszulösen.

Flughund, Fledermaus, Nipah Virus, Zoonose
© Hit Stop Media@Getty Images
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Das Virus, das laut der The Sun eine Sterblichkeitsrate von bis zu 75 Prozent hat, diente bereits 2011 dem Hollywood-Blockbuster Contagion als Vorlage. Seine grippeähnlichen Symptome können sich bei schweren Verläufen erheblich verschlimmern und, wie im Falle des indischen Jungen, zum Herzstillstand führen.

Verläufe von mild bis tödlich

Wie auf der Webseite des Tropeninstituts zu lesen ist, kann es bei Infizierten zu weiteren Symptomen wie Enzephalitis, Schwindelattacken, Krämpfen, Desorientierung, Bewusstseinstrübung und schlussendlich zu Koma kommen.

Es gab aber auch Fälle, bei denen die Betroffenen gar keine Symptome aufwiesen oder die Folgeerscheinungen erst Jahre später auftauchten. Eine wirklich wirksame Behandlung oder Impfung gibt es laut dem Tropeninstitut nicht - die Symptome können durch Medikamente zwar gelindert werden, für die Bekämpfung der Ursache ist jedoch bisher nur der antivirale Wirkstoffs Ribavirin bekannt, der die Sterblichkeitsrate senken kann.

So verbreitet sich das Virus

Nachdem das Virus bei dem Jungen nachgewiesen wurde, wurden die Personen, die engem Kontakt mit ihm hatten, isoliert und stehen unter Beobachtung. Dies bestätigte die Gesundheitsministerin Keralas, Veena George, nach Angaben der BBC. Außerdem wurden die Menschen in der Region angewiesen, an öffentlichen Plätzen Masken zu tragen und Besuche in Krankenhäusern zu vermeiden.

Doch wie verbreitet sich dieses überaus gefährliche Virus? Sowohl Schweine als auch sich von Früchten ernährende Flughunde, wie es in Indien und Bangladesch häufig der Fall ist, können das Nipah-Virus übertragen.

Durch die Aufnahme von verunreinigter Nahrung oder durch Kontakt mit dem Kot kranker Tiere können sich Menschen infizieren. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist zwar möglich, aber sehr unwahrscheinlich, zitierte The Sun Paul Hunter, Professor für Medizin an der University of East Anglia.

Bedrohung auch für Europa?

In Europa und Großbritannien müssten wir uns aber laut Hunter keine Sorgen um eine Verbreitung machen:

Ich vermute, es könnte ein Risiko geben, dass das Virus durch kontaminierte Lebensmittel wie illegal ins Land gebrachtes Fleisch nach Großbritannien eingeschleppt wird. Allerdings würden sich daraus resultierende Krankheiten nicht weit verbreiten.

Die primäre Wirtsspezies, die Flughunde (Pteropodidae), kommt bisher noch nicht in Europa vor. Da der Klimawandel jedoch voranschreitet, könnten sich viele Spezies, die potenziell gefährliche Krankheiten mitbringen, auch in unseren Regionen ausbreiten. Ein höheres Risiko in Zukunft kann daher nicht ausgeschlossen werden.

Laut der BBC spielt auch der Verlust des Lebensraums der Tiere eine Rolle. Durch die fortschreitende Abholzung von Wäldern suchen sich die Tiere zunehmend Wohnräume in der Nähe von Menschen, was die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung erhöht.

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Verwendete Quellen:

The Sun: VIRAL THREAT: Boy, 14, dies from brain-swelling Nipah virus as officials issue alert over ‘priority pathogen with pandemic potential’

Tropeninstitut: Nipah-Virus-Infektion

BBC: India alert after boy dies from Nipah virus in Kerala

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