Unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bezeichnete eine Corona-Impfung auf Twitter zuletzt als einen "patriotischen Akt". Doch mit dieser Aussage verurteilte er zugleich jede:n Impf-Unwillige:n auch indirekt als eine:n Verräter:in unseres Vaterlandes. Nun hagelt es sowohl von Seiten der Wissenschaft als auch Politik Kritik.
"Ein durchschaubarer Versuch"
Der aus München stammende Jurist und Staatsrechtler Walther Michl (LMU München) analysierte diese Handlung gegenüber der BILD wie folgt:
Die Verwendung des Adjektivs ‚patriotisch‘ hilft in dieser Debatte keinen Millimeter weiter. Es ist der durchschaubare Versuch, eine AfD-nahe Klientel anzusprechen. Doch diese wird sich dadurch nicht zum Umdenken bewegen lassen. Besser wären Fakten und Argumente.
Auch andere Wissenschaftler erhoben ihre Stimme. So kritisierte der Politik-Professor Werner Patzelt (TU Dresden) die Formulierung Spahns gegenüber der BILD als"ungeschickt und unbedacht". So sei es auch zu bedenken, dass der Begriff "patriotisch" in Deutschland mit Vorsicht zu benutzen sei. So etwas habe ein Bundesminister zu beachten. Er vermutet, dass die Regierung sich aufgrund der mangelnden Impf-Bereitschaft derzeit in einer "misslichen Lage" befinde und dieser Patriotismus-Appellen ein Akt der Verzweiflung sei.
Gefährlicher Ausrutscher
Auch der Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) stellt noch einmal klar, dass eine Impfung "immer zuerst dem Selbstschutz" diene. Zudem hoffe er nicht, "dass Spahn mit diesen Äußerungen erklärt, dass alle diejenigen, die sich auf das große Versprechen der Bundesregierung verlassen haben – es werde keine Impfpflicht geben – jetzt keine Patrioten mehr sind".
Seiner Meinung nach würde Spahn dann nämlich "der Ausgrenzung von Menschen aus unserem Gemeinwesen das Wort reden".