Angesichts der stetig steigenden Infektionszahlen, wird heute ab 14:00 Uhr im Bundestag über eine Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns beraten.
Trotz Impfung und Lockdown konnte der Inzidenzwert bislang nicht gesenkt werden, im Gegenteil: vergangene Woche melden die Gesundheitsämter einen traurigen Rekord von rund 25.000 Neuinfektionen in 24 Stunden und auch die hochansteckenden Mutationen bereiten vielen Sorge.
Mit Mega-Lockdown gegen Super-Mutationen
Von der Hoffnung, die Corona-Pandemie könnte bald überwunden sein, müssen wir uns wohl verabschieden. Statt eines Endes sind nun erst einmal stärkere Einschränkungen in Sicht.
Doch während viele vor allem wegen der aufkommenden Mutationen keinen Weg sehen, der an einem Super-Lockdown vorbeiführt, warnt der WHO-Virologe Klaus Stöhr im Gespräch mit der Bild genau davor.
Die Mutation ist nicht schuld
Dem Epidemiologen zufolge dürfe man sich nicht an Worst-Case-Fällen wie Irland orientieren, wo die Fallzahlen nach dem harten Lockdown wieder explosionsartig gestiegen sind.
Schuld daran war ihm zufolge, dass die Maßnahmen zu schnell wieder gelockert wurden und die irische Bevölkerung kaum Eigenverantwortung zeigte. Außerdem erklärt der Experte:
Die Zunahme der Fälle, das haben die irischen Gesundheitsbehörden gesagt, haben nichts mit dem späteren Eintreffen der Variante B117 zu tun gehabt.
Klaus Stöhr begründet seine These damit, dass das Infektionsgeschehen in Irland in den letzten zwei Wochen stark abnimmt, während die Fälle der Mutation zunehmen. Sprich, der Anstieg der Fallzahlen in keinem direkten Zusammenhang mit dem Aufkommen der Mutation steht.
Akzeptable Maßnahmen statt Extrem-Entscheidungen
Mittlerweile gibt es die britische Mutation schon in über 50 Ländern und auch in Deutschland sind bereits Fälle aufgetreten. Dem Virologen zufolge seien statt harter Maßnahmen, Richtlinien viel wichtiger, die sich nach dem Infektionsgeschehen richten.
Ihm zufolge können die Krankenhäuser mit den hohen Infektionszahlen durchaus umgehen. Entscheidend sei laut Klaus Stöhr, zu überlegen, wie man den langen Winter überstehen kann, "ohne ständig Extremmaßnahmen diskutieren" zu müssen.
Positive Aussichten und realistische Ziele
Es gelte nun auf einem Niveau durch den Winter zu kommen, das sowohl für die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Bedingungen aber auch für die demokratischen Freiheiten, die sich die Menschen wünschen, akzeptabel ist.
Was es braucht, ist eine Positiv-Agenda, um den Menschen Mut zu machen sowie ein realistischer Inzidenzwert. Stöhr erklärt, ein Inzidenzwert von 50 sei im Winter völlig "illusorisch".
Selbst wenn man diesen Wert erreichen würde, könnte man ihn zu dieser Jahreszeit nicht wirklich halten, was man am Beispiel unserer Nachbarländer sehe.
Stöhr zufolge müsse man sich wie bei den Maßnahmen auf einen Inzidenzwert einigen, der für die "gesundheitlichen Interessen, die wirtschaftlichen Möglichkeiten und unsere freiheitlichen Rechte" akzeptabel ist.
Seiner Meinung nach wäre dies aktuell bei einem Inzidenzwert von 130-150 "relativ gut möglich"... Das sieht die Bundesregierung wohl eher anders. Jetzt heißt es abwarten, welche Entscheidung unseren Alltag für die nächste Zeit bestimmen wird.