Auf 100 Einwohner kommen in der EU 9,11 Geimpfte, während andere Länder wie zum Beispiel Großbritannien mit 34,37 Geimpften pro 100 Einwohnern ein deutlich besseres Ergebnis zu verbuchen haben und somit wieder einmal einen Beweis für das europäische Impfstoff-Debakel liefern. Nun sucht die EU nach Sündenböcken und droht mit Lieferblockaden.
AstraZeneca für alle außer die EU
Nachdem AstraZeneca laut Ursula von der Leyen zwischen Dezember und März weniger als zehn Prozent der von der EU bestellten Impfdosen geliefert hat und mit Begründung europäischer Produktionsengpässe weitere Lieferverzögerungen ankündigte, zeigt sich die EU-Kommissionschefin verärgert.
Nicht zuletzt, weil Großbritannien und andere außereuropäischen Länder weiterhin in vollem Umfang von dem britisch-schwedischen Unternehmen beliefert werden. Daher hat die EU-Kommission bereits im Januar eine Ausfuhrgenehmigungspflicht eingeführt, von der Italien nun erstmals Gebrauch gemacht hat.
Exportstopps bleiben "kein Einzelfall"
250.000 Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs, die in Italien hergestellt worden sind und eigentlich an Australien gehen sollten, hat das Land nun einbehalten.
Angesichts der enormen Lieferrückstände von AstraZeneca-Impfstoffen erklärt von der Leyen bei ihrer Rede am Weltfrauentag in Brüssel, dass sie davon ausgehe, dass dieser Ausfuhrstopp "kein Einzelfall" bleiben wird.
In Großbritannien kann man über diese Maßnahmen der EU nur müde lächeln, schließlich heißt es hier vor wenigen Wochen noch, der AstraZeneca-Impfstoff sei bei über 65-Jährige überhaupt nicht wirksam. Der ehemalige Vorsitzende der konservativen Tory-Partei in Großbritannien, Duncan Smith, erklärt belustigt:
Dieses Impfdebakel macht deutlich, was die EU wirklich ist. Eine engstirnige, protektionistische Einrichtung, die glaubt, der wichtigste Ort auf der Welt zu sein.
Keine Besserung in Sicht
Um diesem Debakel zu entkommen und in der Impfkampagne voranzuschreiten, hofft die EU nun eng mit den USA zusammenarbeiten zu können. Währenddessen kündigt AstraZeneca an, bis Ende des ersten Quartals 40 Millionen der ursprünglich zugesagten 90 Millionen Dosen zu liefern.
Doch auch im zweiten Quartal wird der Impfstoffhersteller wahrscheinlich nur 50 Prozent der bestellten Impfdosen liefern können. Keine besonders guten Aussichten für die weitere Impfkampagne der EU, dabei hatte Bundespräsident Steinmeier noch vor Kurzem überlegt, deutsche Impfstoffe, mit ärmeren Ländern zu teilen.