Drosten unterstützt Ethikrat-Forscher: "Angriffe auf Forscher werden noch Tausenden das Leben kosten"

Ethikrat-Professor Wolfram Henn veröffentlicht einen Brandbrief, der für einen öffentlichen Aufschrei sorgt. Nun stellt sich Top-Virologe Christian Drosten hinter seinen Kollegen und nennt die Resonanz in den Medien eine Verballhornung von wissenschaftlichen Aussagen...

Drosten kämpft gegen Verballhornung der Aussagen von Wissenschaftlern
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Drosten kämpft gegen Verballhornung der Aussagen von Wissenschaftlern

Schon seit Längerem ist uns nun bewusst, dass die Pandemie nicht mit der bloßen Zulassung eines Impfstoffes bekämpft sein würde. Immer noch gibt es viele Menschen, die sich grundsätzlich weigern, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

In der Zukunft kann diese Unterscheidung zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften zu einem ernsthaften Problem werden. Die Debatte darüber ist schon jetzt in vollem Gange.

Keine Intensivbetten für Nicht-Geimpfte?

Vor kurzem sorgte Ethikrat-Professor Wolfram Henn für Aufruhr mit in den Medien kontrovers aufgefassten Aussagen zur Entscheidung, wer bei Platzmangel im Krankenhaus behandelt werden solle und wer nicht.

Der Humangenetiker hatte in einem Brandbrief geschrieben, dass Menschen, die sich nicht gegen Corona impfen lassen wollen, dann auch freiwillig auf eine Beatmung verzichten können. Der Aufschrei war groß! Doch der Grund dahinter: Die Impfbereitschaft ist beunruhigend niedrig und das könnte bald zum Problem werden und eine Impfkampagne sollte schleunigst her.

Es folgt eine Welle an Kritik, da aus dem Kontext gerissen, wird behauptet, er wäre gegen eine Behandlung von Impfgegnern. Doch diese Aussagen sind nicht korrekt. Intensivmediziner-Chef Uwe Janssens meint dazu, dass "eine solche Haltung ethisch überhaupt nicht vertretbar", schließlich müsse jeder Patient behandelt werden.

Und auch aus der Politik folgt Kritik an solchen Aussagen. So tat FDP-Politiker Wolfgang Kubicki diese Maßnahme als "zutiefst unmenschlich" ab. Doch der Ethikrat-Professor kann auch auf prominente Unterstützung zählen, denn seine Aussagen seien völlig aus dem Kontext gerissen worden.

Wie der Deutschlandfunk berichtet, warnt Professor Henn vor Panikmache vor dem Impfstoff: "Fragen wir die, die etwas davon verstehen, und nicht diejenigen, die Panik verbreiten." Zudem würden bald auch konventionelle Impfstoffe, die schon lang ertestet sind, eine Alternative zu dem neuen RNA-Impfstoff sein.

Drosten verteidigt Ethikrat-Professor

Auf Twitter nimmt Virologe Drosten den Humangenetiker in Schutz. Mediziner wie Henn "wollen Menschenleben retten, sonst nichts", erklärt Drosten. Dann geht er sogar in die Gegenoffensive:

Die nicht endenden Angriffe auf seriöse Wissenschaftler und die stetige Verballhornung ihrer Aussagen werden in diesem Winter noch Tausende das Leben kosten.

Drosten weiß, wie es sich anfühlt, öffentlich in der Kritik zu stehen. Nicht zuletzt die dubiose Querdenker-Szene nimmt den Virologen immer wieder ins Visier, droht ihm sogar mit gerichtlichen Verfahren. Ob er sich letztlich auch deswegen hinter Wolfram Henn stellt?

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