Neben der Sorge, die Verbreitung von Mutanten könne sich durch überstürzte Lockerungen rasant beschleunigen, gibt der Virologe zu bedenken, dass die Bevölkerung zum jetzigen Zeitpunkt durch die Impfungen noch nicht ausreichend geschützt ist. Deshalb solle die Bundesregierung die Aufhebung von Einschränkungen zumindest bis Ostern mit großer Vorsicht genießen.
"Deutscher Perfektionismus" verlangsamt Impftempo
Während in anderen Ländern wie den USA die Lagerung des Impfstoffes von Biontech/Pfizer ab einer Temperatur von minus 20 Grad genehmigt wurde, halten sich europäische Staaten weiterhin an den Richtwert von minus 80 Grad.
Das erschwert laut Drosten unter anderem den Hausarztpraxen die Aufbewahrung des Impfstoffes, obwohl diese die produktiveren Anlaufstellen wären.
Das Tempo in Deutschland sei z.B. im Gegensatz zu England, wo mit dem Impfstoff "aus allen Rohren geschossen" würde, eindeutig zu langsam, wie der angesehene Virologe betont.
Im Laufe der Impfkampagne scheint ihm ein "deutscher Perfektionismus entstanden" zu sein. Dass dennoch deutsche Hausärzte noch immer vom Impfprozess ausgeschlossen sind, kann er nicht nachvollziehen.
"Man kennt seine Pappenheimer als Hausarzt"
Er drängt daher stark dazu, Hausärzte mit ins Impfgeschehen einzubeziehen, da diese durch ihren persönlichen Bezug zu den Patienten deren Lage besser ermessen könnten, und so selbstständig ein Urteil zu der Frage fällen könnten, wer dringend eine Impfdosis nötig hat.
Drosten bemängelt, das "dieser menschliche Faktor im Moment nicht genutzt" wird. Neben all den besorgniserregenden Dingen, die gerade in der Welt passieren, sollten wir also nicht vergessen, was für eine Rolle unser Urteilsvermögen spielt.