Eine Vollnarkose machtOperationen leichter – nicht nur für den Arzt, sondern auch für den Patienten. Gerade wer Angst vor der OP hat, wünscht oftmals eine Vollnarkose, um nichts von all dem mitzubekommen.
Bislang wurde angenommen, dass unser Nervensystem und damit das Gehirn bei einer Vollnarkose einfach nur kurz "ausgeschaltet" wird und danach alles so weiterläuft wie bisher. Doch eine neue Studie zeigt laut Heute, dass dem höchstwahrscheinlich nicht so ist. Österreichische Wissenschaftler:innen haben nun nämlich nachgewiesen, dass sich wichtige Zellen im Gehirn durch das Narkosemittel verändern.
Gehirn bekämpft Alzheimer unterschiedlich
Im Rahmen einer Studie von niederösterreichischen Forscher:innen unter Leitung von Sandra Siegert, wurden erstmals die verschiedenen Formen der Immunzellen im Mäusegehirn erfasst. Die sogenannten Mikrogliazellen sind für die Bekämpfung von Krankheitserregern im Gehirn von Mäusen zuständig – ebenso wie im menschlichen Gehirn.
Im Ruhezustand bilden die Mikrogliazellen ein Verteidigungsnetz, welches das Gehirn stabilisiert. Ist Gefahr im Verzug durch eine Verletzung oder Erkrankung des Gehirns, lösen sie dieses Netz auf und beginnen mit der Bekämpfung des Problems durch Abgabe von Zellgiften. Bei diesem streng kontrollierten Abwehrprozess wird nur so viel Gift abgegeben, wie nötig, damit das Gehirngewebe nicht zerstört wird.
Besonders auffällig bei der Studie, die im Fachjournal Nature Neuroscience publiziert wurde: Die Mikrogliazellen sind überraschend schlau, bekämpfen beispielsweise die Krankheit Alzheimer bei männlichen und weiblichen Mäusen unterschiedlich.
Die Auswirkungen der Vollnarkose
Überraschend sind allerdings die Auswirkungen von Vollnarkosen bei den Nagern: Denn im Kampf gegen das Narkosemittel verändern sich die Mikrogliazellen dauerhaft. Sie nehmen unwiederbringlich Schaden! "Wir wussten schon aus früheren Arbeiten, dass es dramatische Auswirkungen hat", heißt es in einer Erklärung der Forscher:innen:
Die Mikroglia beginnen plötzlich, eine Struktur zu entfernen, die neuronale Verbindungen des Gehirns stabilisiert.
Konkret geht es um die Auswirkungen des Narkosemittels Ketamin. Dieses wird insbesondere in der Tiermedizin, aber auch in einigen Fällen in der Humanmedizin verwendet. Allerdings muss es bei Mäusen 10 Mal stärker dosiert werden als beim Menschen aufgrund des deutlich schnelleren Stoffwechsels.
Örtliche Betäubung vs. Vollnarkose
Narkosemittel hemmen bestimmte Rezeptoren in den Nervenbahnen. Wie quarks.de erläutert, werden bei einer örtlichen Betäubung nur die Nerven am jeweils behandelten Gebiet lahmgelegt. Diese erholen sich schnell wieder, zudem gilt eine örtliche Betäubung generell als schonender für den Körper. Eine Annahme, die die neuen Erkenntnisse möglicherweise unterstreichen.
Bislang gibt es noch keine aussagekräftigen Untersuchungen, ob sich die Ergebnisse der Studie eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen.
Verwendete Quellen:
Heute.at: Studie zeigt: Jede Vollnarkose verändert dein Gehirn
Quarks.de: Das solltest du über Narkose wissen