Gelähmter Rapper produziert Musik-Album mit seinen Augen!

Pone, ein Rapper und ehemaliges Mitglied der Band Fonky Family, ist aufgrund der Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung gelähmt. Sein zuletzt erschienenes Album komponiert er allein mit seinen Augen!

Musikalbum mit den Augen produzieren
© WIN-Initiative/Neleman@Getty Images
Musikalbum mit den Augen produzieren

Manchmal stellt einen das Leben vor Situationen, in denen man das Wort "unmöglich" einfach aus seinem Wortschatz streichen muss. Das ist jedenfalls das Motto von Pone, einem ehemaligen Mitglied und Produzenten der Band Fonky Family, die in den 1990er- und 2000er-Jahren in der Marseiller Rapszene (im Süden Frankreichs) ganz oben steht.

Pones Leben wird 2014 auf den Kopf gestellt, als er folgende Diagnose erhält: Er ist an einer seltenen degenerativen Nervenkrankheit erkrankt. "Ich heiße Guilhem Gallart, ich bin 46 Jahre alt und leide seit 2014 unter Amyotropher Lateralsklerose (ALS), auch bekannt als Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung", schreibt er auf der Website seines Vereins. Ein schwerer Schlag für diesen Musiker mit Leib und Seele, der befürchtet, nie wieder komponieren zu können.

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1998 ging es allen Bandmitgliedern von Fonky Family noch gut. Eric CATARINA@Getty Images

Ein Album, nur mit seinen Augen komponiert

Doch so schnell gibt das Musikgenie nicht auf. "Du bist unsere Goldene Schallplatte", sagt ihm Marie, eine Reanimationsschwester auf der Station, auf der Pone zwei Monate verbracht hat.

Zu Beginn glaubt noch niemand, dass der Rapper überleben wird, erzählt er auf der Website seines Vereins "ALS für Dummies" ("SLA pour les nuls"), die sich mit der Bewusstseinsbildung rund um diese lähmende neurodegenerative Erkrankung befasst, die er seit nunmehr fünf Jahren bekämpft.

Auch, wenn er noch keine Goldene Schallplatte gewonnen hat, gelingt dem ehemaligen Mitglied der Fonky Family ein Meisterstück, das noch niemand zuvor geschafft hat: Innerhalb weniger Monate komponiert, produziert, mixt und veröffentlicht er ein Album nur mit seinen Augen. Ein weltweites Unikum!

Eine Maschine à la Stephen Hawking

Doch wie kann man mit einer derart einschränkenden Krankheit ein Album komponieren? Wie kann man physischen Schmerz in Kraft umwandeln, wenn man sich nicht mehr bewegen kann, wenn man keine liebenden Worte mehr an seine Familie richten kann, wenn man vollständig gelähmt und ans Bett gefesselt ist und wenn einen nur noch die Musik am Leben erhält?

Dass Musik mehr als nur Motivation ist, zeigt bereits der Effekt, wenn man trainiert und nebenbei Musik hört. Pone verrät auf seiner Website, dass es seine Willensstärke ist, die ihn seine Leidenschaft leben lässt.

Pone gelingt es, die physischen Einschränkungen seines nutzlos gewordenen Körpers zu bezwingen und seinen kreativen Geist, seinen Instinkt und seine musikalischen Kenntnisse zu nutzen.

Der 46-jährige Rapper lässt neben seinem Bett einen Bildschirm montieren, der mit einem Sensor verbunden ist, der seine Augenbewegungen erkennt - eine Maschine, die ein bisschen an die erinnert, die der berühmte Physiker Stephen Hawking verwendete. Er komponiert die Titel seines ersten Solo-Werks also einzig und allein mit seinen Pupillen.

Der Reinerlös kommt seinem Verein zugute

"Ich wollte zeigen, dass es trotz meiner Erkrankung möglich ist, mit Leidenschaft und Geduld schöne Dinge zu vollbringen", erklärt der Rapper diesen Dienstag der französischen Zeitung La Dépêche du midi.

Dieser bemerkenswerte kreative Prozess mit seiner technischen und künstlerischen Einzigartigkeit beginnt im letzten Juni. Diese Platte wird zwar nur mit den Augen komponiert, kommt aber aus tiefstem Herzen. Denn Augen sind der Spiegel der Seele und können viel mehr als nur sehen, auch Krankheiten kann ein Blick in die Augen verraten.

Pone spendet den Reinerlös seinem Verein "ALS für Dummies", um die breite Öffentlichkeit auf die Charcot-Marie-Tooth-Erkrankung aufmerksam zu machen. Mit seinem Album "Kate & Me" verfolgt der Rapper die Mission, den 8.000 Patienten, die in derselben Situation wie er stecken, eine Botschaft voller Hoffnung zu senden.

Es stimmt zwar, dass diese Krankheit (noch) nicht geheilt werden kann, aber ich kann hiermit feierlich erklären, dass man mit der Krankheit leben kann, und das glücklich und ausgeglichen.
Bier schmeckt am besten…. mit Musik! Bier schmeckt am besten…. mit Musik!