Wenn es um das Thema AstraZeneca geht, hat ein großer Teil der Bevölkerung große Bedenken. Negative Presse und mehrfache Änderungen der Regeln führen zu Ablehnung eines laut Experten zuverlässigen Impfstoffes.
Ständiger Kurswechsel ist kontraproduktiv
Seit letzter Woche entscheiden sich immer mehr deutsche Bundesländer, den Corona-Impfstoff von AstraZeneca nun doch Menschen unter 60 Jahren zu verabreichen.
Zuvor erklären Expertinnen und Experten, dass ein Zusammenhang zwischen gefährlichen Hirnvenenthrombosen und dem schwedisch-britischen Vakzin bestehen muss.
Deswegen kommt es bis vor kurzem auch für eine Zweitimpfung nur in Ausnahmefällen infrage. Dieses Hin und Her sowie die ständige Berichterstattung in den Medien ist laut Virologin Sandra Ciesek kontraproduktiv.
Im NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ erklärt die Expertin vom Universitätsklinikum Frankfurt, "dass der Impfstoff bei weitem sicherer ist, als das Risiko einer Covid-19-Infektion“:
Durch diese ganzen Medienberichte und die Aufmerksamkeit auf dieses Thema wird das eigene Risiko, an einer Thrombose zu erkranken, eigentlich überschätzt
Der Nutzen überwiegt das Risiko
Petra Dickmann, Expertin für Risikokommunikation erklärt, dass Menschen keine rationalen Wesen sind, weswegen die Leute trotz des offensichtlichen Nutzens für die Menschheit individuelle Entscheidungen treffen.
Behörden, wie unter anderem die europäische Arzneimittelbehörde EMA, kommen nach zahlreichen Untersuchungen und Überprüfungen immer wieder zum gleichen Resultat.
Das Risiko einer Impfung mit AstraZeneca ist im Verhältnis zum Nutzen so gering, dass die Impfung in jedem Fall Sinn macht. Dies zeigen auch die Zahlen ganz deutlich.
Einer Analyse der EMA zufolge tritt eine Hirnvenenthrombose bei einer von 100.000 geimpften Personen auf. Im Gegensatz dazu schätzt eine Studie für München die Sterblichkeit für die erste Corona-Welle auf 0,86%.
Tromboserisiko im Vergleich
Laut einer Studie der Universität Cambridge liegt das Risiko, auf die Intensivstation zu kommen, für 60- bis 69-Jährige in einem britischen Hochrisikogebiet über 600-mal so hoch, wie das einer seltenen Hirnvenenthrombose infolge der Impfung.
Sogar 20- bis 29-Jährige laufen doppelt so hohe Gefahr, innerhalb von 16 Wochen mit Covid-19 auf einer Intensivstation zu landen, als nach der Impfung ein Blutgerinnsel im Gehirn zu entwickeln.
Wenn auch noch nicht in einer Fachzeitschrift erschienen, legt eine schottische Studie nahe, dass die Impfung schwere Covid-19-Verläufe schon nach der ersten Spritze effizient verhindert.