Knapp ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie in China sind viele Fragen zum Coronavirus noch immer ungeklärt. Eine internationale Mission der WHO hat sich kürzlich mit chinesischen Wissenschaftlern unterhalten und hofft, in Kürze vor Ort Nachforschungen anstellen zu können. Denn da wir noch immer nicht wissen, von welchem Tier das Virus auf den Menschen übertragen wurde, vermuten immer mehr Wissenschaftler einen Laborunfall.
Leck in einem Labor
In einem Artikel der aktuellen Ausgabe von médecine/science erklären französische Wissenschaftler, dass noch immer nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Virus aus dem chinesischen Labor P4 in Wuhan stammt.
Auch wenn die Forscher zunächst einmal nicht davon ausgehen, darf diese Möglichkeit bei den Untersuchungen jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Nach Experimenten mit Mutationen des Virus könnte es zu einem entsprechenden Unfall gekommen sein. Bioinformatiker, Jacques Van Helden, erklärt gegenüber dem SenderEurope 1, dass es sich bei dieser Art von Experimenten um ein gängiges Verfahren handle:
Bei dieser Art von Experiment soll die Virulenz oder die Pathogenität eines Virenstammes gesteigert werden, um deren Mechanismen verstehen zu können und eventuell Mutationen, die auf natürliche Weise entstehen können, vorzubeugen. Dabei werden jedoch auch Stämme hergestellt, die selbst endemisch werden können, wenn sie ausbrechen.
Ein verdächtiger Zufall
Das Labor für Virologie in Wuhan beschäftigte sich zum Zeitpunkt des Ausbruchs mit der Frage der Übertragungsgrenzen zwischen verschiedenen Spezies. Allen voran die Wissenschaftlerin Shi Zhengli, auch Batwoman genannt, welche sich auf Fledermäuse spezialisiert hat. Ein Zufall, der in der wissenschaftlichen Gemeinschaft für Zweifel sorgt.
Doch wie konnte das Virus dann aus dem Labor entkommen? Auf diese Frage gibt es bisher keine plausible Antwort, doch bereits in der Vergangenheit ist es immer mal passiert, dass Viren aus Laboren "ausgebrochen" sind, ohne jedoch notwendiger Weise eine Pandemie auszulösen. Das Labor in Wuhan und von Shi Zhengli weisen jedoch jegliche Vorwürfe nach wie vor von sich.
Das Pangolin wahrscheinlich doch unschuldig
Der Hauptverdacht liegt nach wie vor auf der sogenannten Zoonose, dabei wird ein Virus tierischen Ursprungs auf den Menschen übertragbar. Das Coronavirus, mit dem wir heute zu kämpfen haben, ist erstmals bei Fledermäusen aufgetreten, die es jedoch nicht direkt auf den Menschen übertragen haben können. Doch welches Tier bildet dann das fehlenden Glied in der Übertragungskette?
Zunächst viel der Verdacht auf das Pangolin, doch nach zahlreichen Untersuchungen haben die Wissenschaftler diese These größtenteils wieder fallengelassen.
Ein neuer Verdächtiger
Mittlerweile gibt es jedoch auch schon einen neuen Verdächtigen: den Maderhund. Das Tier zeichnet sich dadurch aus, dass es den Kopf eines Waschbären und den Körper eines Hundes hat. In China und Südostasien wird es größtenteils wegen seines Pelzes gezüchtet. Eine entsprechende Zuchtstätte kann durchaus von einer Fledermaus infiziert worden sein.
Chinesischen Wissenschaftlern ist es bereits gelungen, das Tier ohne Weiteres mit dem Virus zu infizieren, weswegen es gut möglich ist, dass der Marderhund als Zwischenwirt in Frage kommt. Gegenüber France-Info erklärt der Biologe Serge Morand:
In Südostasien ist die Sterberate deutlich geringer, da das Coronavirus von dort stammt. Es besteht die These, dass sich das Virus dort unauffällig über die Bevölkerung verbreitet hat und somit zu einer Immunität geführt hat. Gut möglich, dass dieses Coronavirus bereits seit Monaten oder Jahren in den kleinen Zuchtstätten zirkulierte und sich auf die Menschen übertragen hat.
Dann reicht es aus, dass das Virus in eine große Stadt gelangt, wo es nicht so verbreitet ist, wie auf dem Land und die Bevölkerung durch Luftverschmutzung, Diabetes, Übergewicht und zahlreiche andere Risikofaktoren anfälliger ist, dass es sich explosiv verbreitet.
Nerzschlachtung in Dänemark
Erst vor Kurzem hatte Dänemark verkündet, 15 Millionen Nerze schlachten zu lassen, nachdem herausgekommen war, dass die Tiere in den Zuchtbetrieben von einer Mutation des SARS-CoV-2 infiziert sind.
Umso wichtiger, schnellstmöglich den tatsächlichen Ursprung des Virus herauszufinden