Der deutsche Virologe Christian Drosten ist nicht umsonst Berater der Bundeskanzlerin, denn seine Expertenmeinung hat sich seit Beginn der Pandemie als sehr wichtig erwiesen.
So betont er beispielsweise noch vor Weihnachten, schnell zu handeln, um nicht in einen Lockdown bis Februar zu fallen. Auch im vergangenen Frühjahr ist er sich sicher, dass Schulen eine große Rolle in der Übertragung des Coronavirus spielen. Nun postet er bei Twitter Ergebnisse einer Studie aus England, was in Expertenkreisen für Aufregung sorgt.
Höhere Infektionszahlen bei geöffneten Schulen
Die Studie zeigt, die Infektionsraten einer englischen Region vor und nach Weihnachten auf. Dabei fällt auf, dass die Infektionszahlen vor den Weihnachtsferien, als die Schulen noch geöffnet waren, deutlich höher waren. In den Weihnachtsferien ging die Rate infizierter Kinder zurück, während die der Erwachsenen stieg.
Nach Meinung von Christian Drosten haben Schulen eine Netzwerkfunktion. Bereits Anfang 2020 hatte er mit einer Studie bewiesen, dass Kinder die gleiche Virenlast tragen können wie Erwachsene. Ihm zufolge bringen Kinder die Viren aus der Schule mit nach Hause, von wo aus sie über Geschwisterkinder oder die Eltern weiterübertragen werden.
Experten widersprechen
Viele Experten widersprechen dieser These: Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie erklärt beispielsweise, dass Kinder durch Schulen und andere Einrichtungen zwar am Infektionsgeschehen teilnehmen, dieses jedoch nicht maßgeblich vorantreiben.
Auch viele andere Studien zeigen, dass das Zusammenleben mit Kindern nicht zu einer Zunahme der Infektionszahlen führe. So erklärt die Infektiologin Anita Niederer:
Bei den wenigen Kindern, welche ein positives Testresultat haben, gibt es in praktisch jedem Fall eine erwachsene Kontaktperson innerhalb von Familie, Verwandtschaft oder naher Umgebung mit bereits bestätigter Covid-Erkrankung.
"Maßnahme mit geringer Wirkung und großem Schaden"
Manche Experten gehen sogar noch weiter und sagen, dass durch falsche Maßnahmen wie Schulschließungen nichts am Verlauf der Pandemie verändert würde und stattdessen viel größere Schäden verursacht würden.
Durch den fehlenden Unterricht und die mangelnde soziale Interaktion in Schulen und Kitas würde laut den Experten die Entwicklung der Kinder beeinträchtig, deren soziale und intellektuelle Grundbedürfnisse durch die Schulschließungen nicht gestillt würden.