In der Corona-Pandemie ist die Sorge vor der sogenannten Triage auch in Deutschland allgegenwärtig. Dabei handelt es sich um eine Notsituation, in der medizinisches Personal aufgrund extremer Engpässe entscheiden muss, wer behandelt wird und wer nicht. Eine Entscheidung über Leben und Tod.
Schwerer Vorwurf gegen italienischen Chefarzt
In Italien soll es in einem Einzelfall zu einer vergleichbaren Situation gekommen sein. Ein Chefarzt des Montichiari-Krankenhauses wird beschuldigt, Corona-Patienten einen tödlichen Cocktail gespritzt zu haben, um für freie Betten zu sorgen.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall. Chefarzt Carlo Mosca ist vom Dienst suspendiert worden. Der Fall wirft ein dunkles Licht auf die schwierig Lage in Italiens Kliniken zu Beginn der Pandemie.
Krankenschwestern sollen es gewusst haben
Eine Krankenschwester aus dem Montichiari-Krankenhaus soll sich laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA über den Messenger WhatsApp mit einem Kollegen über die Absichten des Chefarzts geäußert haben:
Ich töte keine Patienten, nur um ein paar Betten freizubekommen.
Der Kollege habe darauf geantwortet:
Ich mache da nicht mit, das ist verrückt!
Chefarzt weist Vorwürfe zurück
Der Chefarzt selbst gibt sich der italienischen Zeitung Corriere Della Sera zufolge derweil unschuldig und gelassen. Carlo Mosca weise die Vorwürfe als "haltlos" zurück.
Auch Kollegen sehen die Vorwürfe kritisch. Die Lage in den Kliniken war im betroffenen Zeitraum äußerst angespannt. Die Intensivstationen waren überlastet, ebenso das medizinische Personal. Kollegen des Beschuldigten erklären gegenüber Corriere Della Sera:
Er hat wie ein Verrückter gearbeitet. Warum sollte er wollen, dass jemand stirbt?