Es könnte sein, dass die Covid-19-Pandemie nach der bevorstehenden zweiten Welle noch immer nicht überstanden ist, sondern noch eine dritte Welle der ganz anderen Art mit sich ziehen wird. Oder wie sie vom Florey Institute of Neuroscience and Mental Health (Australien) genannt wird: eine "leise Welle". In einer am 22. September 2020 im Journal of Parkinson's Disease veröffentlichten Studie behandeln die Wissenschaftler des Instituts die potentiellen Langzeitfolgen einer Corona-Infektion, welche das Risiko einer Parkinson-Erkrankung offensichtlich maßgeblich steigert.
Schwere Entzündungen mit gefährlichen Folgen
Die Wissenschaftler beschäftigen sich in ihrer Studie damit, inwiefern SARS-CoV-2 in der Lage ist, in das zentrale Nervensystem einzudringen. In einem Bericht erklärt einer der Autoren der Studie, Professor Kevin Barnham, dass bereits nachgewiesen ist, dass das Virus das zentrale Nervensystem beeinträchtigt:
Es kann zu Schäden der Gehirnzellen führen und birgt somit die Gefahr einer Neurodegeneration.
Diese Beeinträchtigungen können zu mehr oder weniger schweren Symptomen führen, vom Verlust des Geruchsinns bis hin zu einer Verringerung des Sauerstoffgehalts im Blut. Leah Beauchamp vom Florey Institut erklärt:
Während oberflächlich betrachtet [der Verlust des Geruchsinns] wenig beunruhigend klingen mag, sagt dieser viel darüber aus, was im [Körper] passiert: Eine akute Entzündung im Geruchssystem, welches für den Geruchssinn zuständig ist.
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass chronische Entzündungen eine wesentliche Rolle in der Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen wie Parkinson spielen. Kevin Barnham führt aus:
Sobald die Entzündung das Gehirn erreicht hat, kann sie zu einer ganzen Reihe von Ereignissen führen, die letztendlich eine Parkinson-Erkrankung auslösen können. Wie es scheint, unterstützt SARS-CoV-2 diese Entzündung.
Maßnahmen zur frühzeitigen Erkennung
Viele Patienten, die von Covid-19 geheilt sind, leiden noch Wochen nach der Genesung an Müdigkeit, Atemnot und einem fehlenden Geruchssinn. Der Verlust des Geruchssinns wird zudem in 90 % der Fälle in einer frühen Phase von Parkinson beobachtet. Dies kann bis zu zehn Jahre vor Auftreten der Hauptsymptome in Erscheinung treten. Somit bietet dieses Symptom auch die Möglichkeit einer frühzeitigen Erkennung von Personen, bei denen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht.
Um diese mögliche "dritte Welle" im Blick behalten zu können, schlagen die Wissenschaftler des Florey Institute vor, eine Datenbank der Patienten anzulegen, die nach einer Corona-Infektion über längere Zeit neurologische Beschwerden haben. So könnte man regelmäßige Bluttests machen, um Anzeichen für eine mögliche Neurodegeneration rechtzeitig erkennen zu können.