Mehr als ein Jahr nach dem Beginn seiner Ausbreitung sorgt das Coronavirus mit seinen verschiedenen Varianten immer noch für Überraschungen in der Welt der Wissenschaft.
Um mehr über diese Krankheit zu erfahren, führen Ärzte seit Beginn der Pandemie Autopsien an den Körpern verstorbener Patienten durch. Diese führen zu einem besseren Verständnis der Krankheit.
Wie die Washington Post berichtet, stehen schädigt das Virus vor allen Dingen drei Organe besonders im Vordergrund: die Lunge, das Herz und das Gehirn.
Die Lunge
Richard Vander Heide, Professor an der Pathologie-Abteilung der Louisiana State University, nimmt seit 1994 Autopsien vor und macht nun eine verblüffende Entdeckung.
Als er die Lunge eines 44-jährigen Mannes untersucht, der an Corona gestorben ist, entdeckt er dort tausende Blutgerinnsel.
Vander Heide publiziert im Juli 2020 eine Studie zu dieser Entdeckung in der Fachzeitschrift The Lancet, bevor weitere Ärzte ihrerseits dieselben Blutgerinnsel beobachten - und zwar nicht nur in der Lunge.
Eine weitere Studie aus The Lancet berichtet von einer ungewöhnlichen Blutgerinnung im Herzen, in den Nieren, der Leber und der Lunge untersuchter Patienten.
Das Herz
20 bis 30 Prozent der in Krankenhäuser eingelieferten Patienten leiden an einer Herzmuskelentzündung, die zu einem plötzlichen Tod führen kann.
Mit diesem Krankheitsbild geht eine Verdickung des Herzmuskels einher, sodass dieser nicht mehr effizient pumpen kann. Das kann bei einer Autopsie recht schnell festgestellt werden.
Dennoch erweist sich ihre Erforschung im Rahmen der Corona-Pandemie als nicht sehr schlüssig. Für eine Studie untersuchen Forscher die Herzen von 25 verstorbenen Corona-Patienten.
Sie stellen jedoch nur eine leichte Entzündung an der Oberfläche fest, ohne Anzeichen auf eine Herzmuskelentzündung. Dennoch beschert die Untersuchung von Corona-Herzen überraschende Ergebnisse.
Wie Vander Heide erklärt, sind die Schäden der Menschen, die an Herzstillstand versterben, in der Lunge oftmals größer, als am Herzen.
Amy Rapkiewicz vom Langone Center der Universität New York entdeckt bei der Untersuchung von sieben Herzen ungewöhnliche Zellen, die normalerweise in der Lunge und im Knochenmark vorkommen.
Das Gehirn
Eine Corona-Erkrankung kann zu Geschmacksverlust, Geruchsverlust, neurologischen oder psychiatrischen Störungen führen. Die Wissenschaft will mehr wissen.
Isaac Salomon, Spezialist für Neuropathologie am Brigham and Women’s Hospital in Boston, autopsiert 18 Gehirne verstorbener Corona-Patienten.
Dabei geht es ihm um besondere Regionen des Gehirns, was ihn zu einer überraschenden Entdeckung führt: Die Entzündungserscheinungen erweisen sich als weniger stark, als die Schäden, die durch Sauerstoffmangel entstehen.
Seiner Meinung nach ist es also von höchster Wichtigkeit, die Patienten so schnell wie möglich an eine zusätzliche Sauerstoffversorgung anzuschließen, um irreversible Schäden zu vermeiden.
In einer Publikation im New England Journal of Medicine im Juni 2020 trägt Isaac Salomon zudem die Ansicht vor, dass sich diese Schäden wohl über eine längere Zeitspanne hin entwickeln.
Man muss deshalb auch die Auswirkungen des Virus auf weniger stark erkrankte Patienten neu überdenken. Ein Forscherteam vom New Yorker Mount Sinai Krankenhaus untersucht seinerseits 20 Gehirne.
Sieht man hier von der auffallenden Gegenwart kleinster Blutgerinnsel ab, führen diese Analysen zu keinen weiteren aussagekräftigen Ergebnissen.