Derzeit gibt es nur einen Index, um die Leibesfülle einer Person zu berechnen: den Body-Mass-Index (BMI). Der Index hat sechs verschiedene Kategorien, die von tödlicher Fettleibigkeit bis zu Untergewicht reichen. Bei der Analyse dieses Index wird oft die Verbindung zur Gesundheit einer Person hergestellt.
Kritik am Index
Aber seit ein paar Jahren wird der Index scharf kritisiert und seine Zuverlässigkeit infrage gestellt. "Diese Studie dürfte den Sarg des BMI vollends versiegeln", kündigt Dr. Jeffrey Hunger an. Der Forscher an der Universität von Kalifornien hat nicht bei der dänischen Studie mitgewirkt, aber lange Zeit an diesem Thema gearbeitet.
In der Veröffentlichung, die in der Zeitschrift JAMA Network erschienen ist, kommen die Forscher und Forscherinnen der Universität von Kopenhagen zum selben Schluss: Es ist dringend nötig, die Definition und die Bedeutung des BMIs zu erneuern.
Dänische Langzeitstudie
Bei der Durchführung dieser Studie haben sie sich auf Daten zu 100.000 dänischen Erwachsenen über einen Zeitraum von 15 Jahren gestützt. Die Ergebnisse sind eindeutig: Menschen, die laut BMI als übergewichtig definiert werden, hatten eine höhere Lebenserwartung als Personen mit Normal- oder Untergewicht und mit Fettleibigkeit.
Wie die Forscher:innen berechnet haben, hat der BMI, der mit einem geringen Sterberisiko assoziiert wird, sich zwischen 1976 und 2013 erhöht. Er ist von 23,7 ("Idealgewicht") auf 27 ("Übergewicht") gestiegen.
Mit anderen Worten hat die Gewichtskategorie, die mit der höchsten Lebenserwartung einhergeht, in den letzten 40 Jahren von "Normalgewicht" zu "Übergewicht" gewechselt!
Der Kontext ist entscheidend
Für die Wissenschaftler:innen steht eins ganz klar fest: Der BMI muss überarbeitet werden. Dr. Rexford Ahima, der nicht an der Studie beteiligt ist, fasst zusammen:
Der BMI-Wert allein reicht nicht aus, um die Gesundheit einer Person zu analysieren oder ihr Sterberisiko festzulegen. Wir müssen auch den Kontext mitberücksichtigen.
Bei dem Kontext sind Faktoren gemeint wie das Alter, das Geschlecht, die Gene, den sozioökonomischen Status und gegebenenfalls auch den Tabakkonsum.
47 % der "übergewichtigen" Menschen sind gesund
Die Folge dieses Mangels an Zuverlässigkeit des BMI ist, dass 47 Prozent der Menschen in der Kategorie "Übergewicht" sich einer sehr guten Gesundheit erfreuen, erklärt Jeffrey Hunger.
Einer der Gründe dafür ist, dass die Risikofaktoren, die mit einer Gewichtszunahme einhergehen, wie z.B. ein erhöhter Cholesterinspiegel oder Bluthochdruck deutlich besser behandelbar sind als vor 40 Jahren.
Training trotzdem nicht vernachlässigen
Aber Achtung: Das ist trotzdem kein Grund, euer Fitnessstudio-Abo zu kündigen und euch in der Kantine wieder Pommes zu holen. Wie die Forscher:innen betonen, ist das beste Rezept für eine gute Gesundheit nach wie vor: eine gesunde Ernährung (eine Diät braucht es dafür übrigens trotzdem nicht), regelmäßige Bewegung und Training.
Übergewicht ist einfach ein Thema, das unsere Gesellschaft beschäftigt. Immer häufiger äußern sich auch Stars dazu. So auch Sam Smith, der eine wichtige Nachricht allen Menschen zukommen lässt, die, wie er, unzufrieden mit ihrem Gewicht sind.